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Bewaffnete Polizisten stehen am Dienstagmorgen Wache im Stadtzentrum von Wien.
© Hans Punz/APA/dpa
Update

5 Tote, 17 Verletzte, 2 Festnahmen: Terror in Wien – was wir wissen und was nicht

Bei einem islamistischen Anschlag in Wien sind mindestens fünf Menschen gestorben, es gab zahlreiche Verletzte. Der Stand zur Tat.

Bei der Terrorattacke in Wien sind nach Angaben der österreichischen Polizei am Montagabend vier Menschen getötet worden. Dazu komme der von der Polizei erschossene Täter. Was Stand Dienstagmorgen über die Tat bekannt ist und was nicht:

Wie die Tat in Wien ablief:

Laut Österreichs Innenminister Karl Nehammer begann der Anschlag um 20 Uhr nahe der jüdischen Synagoge in Wien. Um 20:09 Uhr wurde ein Attentäter von der Polizei ausgeschaltet. Derzeit gehen die Behörden davon aus, dass es in dieser Zeit an sechs Orten zu Schusswechseln kam. Sieben Polizisten machten von ihren Dienstwaffen Gebrauch.

Der Angriff hatte im beliebten und zu dieser Uhrzeit gut besuchten Wiener Ausgehviertel "Bermuda-Dreieck" begonnen. Dort liegt auch der Tempel, eine jüdische Synagoge. Der Mann war laut den Ermittlern mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet und habe außerdem eine Sprengstoffgürtel-Attrappe getragen und eine Machete. Er habe offenbar Panik verbreiten wollen.

Augenzeugen berichteten am Abend von mehreren Tätern. Nach mindestens einem weiteren Täter wurde die Nacht über gefahndet. Laut der österreichischen Nachrichtenagentur Apa gehen die Behörden von bis zu vier Tätern aus.

Was über den Haupttäter bisher bekannt ist:

Nach dem Anschlag in Wien hat die Polizei in St. Pölten zwei Menschen festgenommen. Wie die Nachrichtenagentur APA unter Berufung auf einen Polizeisprecher berichtete, gab es in der niederösterreichischen Landeshauptstadt zudem zwei Hausdurchsuchungen. Der „Kurier“ berichtete am Dienstag auf seiner Website, es handele sich um Kontaktadressen des mutmaßlichen Attentäters. Widerstand geleistet habe niemand.

Österreichs Innenminister spricht von einem islamistischen Anschlag. Das sei nach der nächtlichen Durchsuchung der Wohnung des getöteten Täters klar geworden. Der Attentäter sei ein Sympathisant der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen, sagte Nehammer am Dienstagmorgen. Er wollte sich nicht dazu äußern, ob es ein Bekennerschreiben gibt.

Das Innenministerium bestätigte einen Medienbericht, wonach es sich bei dem Attentäter um einen 20-jährigen Österreicher mit nordmazedonischen Wurzeln handele. Er hat zwei Staatsbürgerschaften und war wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorbestraft. Im April 2019 wurde er zu 22 Monaten Haft verurteilt, weil er nach Syrien ausreisen wollte, um sich dort dem IS anzuschließen. Laut einem Medienbericht hatte er auch versucht nach Afghanistan auszureisen.

Nach Worten von Bundeskanzler Sebastian Kurz war der Anschlag eindeutig islamistisch motiviert. „Es war ein Anschlag aus Hass, aus Hass auf unsere Grundwerte, aus Hass auf unser Lebensmodell, aus Hass auf unsere Demokratie“, sagte er in einer TV-Rede an die Bevölkerung. 

Was nach der Tat passierte:

Die Polizei war mit 250 Kräften zweier Spezialeinheiten im Einsatz und riegelte die Gegend um die Tatorte weiträumig ab. Hinzu kamen mehrere hundert Polizisten. Auch Soldaten kamen zum Einsatz, die den gesamten Objektschutz in Wien übernahmen, um die Polizei zu entlasten. Auch an den Grenzen in Österreich wurden die Kontrollen verstärkt.

Ermittler nehmen nach den Schüssen in der Innenstadt den Tatort in Augenschein.
Ermittler nehmen nach den Schüssen in der Innenstadt den Tatort in Augenschein.
© Ronald Zak/AP/dpa

Am Abend wie auch am Morgen baten die Behörden die Bevölkerung in Wien, zuhause zu bleiben, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass sich ein oder mehrere Täter noch auf der Flucht befänden. Bisher gab es mehrere Festnahmen und 15 Hausdurchsuchungen. An sieben Orten in Wien ist derzeit die Spurensicherung bei der Arbeit.

Was über die Verletzten und Toten bekannt ist:

Bei dem Anschlag seien vier Menschen „aus nächster Nähe kaltblütig von dem Attentäter getötet worden“, sagte Kurz. Bei den vier Toten handelt es sich um einen älteren Mann, eine ältere Frau, einen jungen Passanten und eine Kellnerin.

Die Behörden sprechen in Folge der Tat von 17 Verletzten, die in mehreren Kliniken in Wien behandelt werden. Sieben davon sind Stand Dienstagmorgen schwer verletzt und schweben in Lebensgefahr. Drei Personen sind inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden.

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Einer der Verletzten ist ein 28-jähriger Polizist. Sein Zustand war am Dienstagmorgen laut den Behörden stabil. Die Verletzten, die sich derzeit im Krankenhaus befinden, weisen Schuss- und Stichverletzungen auf.

Zwei Personen starben während und direkt nach dem Attentat. Der Tod einer weiteren Person wurde in der Nacht bekannt, eine weitere Person erlag im Krankenhaus ihren Verletzungen. Insgesamt wurden Stand Dienstagmorgen vier Menschen Opfer des Attentäters, davon zwei Frauen und zwei Männer. Eine Tote war wohl Kellnerin.

Wie geht es jetzt weiter?

1000 Beamte waren am Dienstagmorgen in Wien im Einsatz. „Wir können derzeit nicht ausschließen, dass es noch andere Täter gibt“, sagte Nehammer. Die entsprechenden Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Auf einem Server der Polizei sind bisher rund 20.000 Hinweise der Bevölkerung eingegangen.

Der Anschlag in der österreichischen Hauptstadt ist das schwerste Attentat seit Jahrzehnten in dem Land. „Wir werden uns von den Terroristen nicht einschüchtern lassen und uns mit aller Kraft verteidigen“, sagte Kurz. Es gehe nicht um eine Auseinandersetzung zwischen Christen und Muslimen oder zwischen Österreichern und Migranten. Es gehe um einen Kampf zwischen Zivilisation und Barbarei. „Und diesen Kampf werden wir mit aller Entschiedenheit führen.“ (mit dpa, Reuters)
Hinweis: Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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