Ein Jahr nach Charlottesville: Tausende stellen sich US-Rechtsextremisten entgegen
Zum Jahrestag von Charlottesville wollen Rechtsextremisten in Washington D.C. aufmarschieren. Am Ende sind deutlich mehr Gegendemonstranten vor dem Weißen Haus.
Zum Jahrestag der tödlichen Proteste in Charlottesville haben sich in Washington Tausende Demonstranten einer verschwindend geringen Zahl von Rechtsextremisten entgegengestellt. Zu dem Aufmarsch „Vereint die Rechte 2“ vor dem Weißen Haus in der US-Hauptstadt kamen am Sonntag nur einige Dutzend Menschen, wie US-Medien und Augenzeugen berichteten. Die Polizei geleitete die Extremisten mit einem massiven Aufgebot von der U-Bahn zu dem Demonstrationsort. Sicherheitskräfte riegelten den Ort weiträumig ab und vermieden somit Zusammenstöße zwischen den beiden Gruppen.
Gegendemonstranten an der Absperrung störten die rechte Veranstaltung mit Pfiffen und Sprechchören wie „Geht nach Hause, Nazis“ oder „Schande, Schande, Schande“, wie ein dpa-Reporter berichtete. Auf Transparenten war „Stoppt rassistische Angriffe“ und „Nur ein toter Faschist ist ein guter Faschist“ zu lesen. Die Organisatoren der rechten Demonstration hatten 100 bis 400 Teilnehmer angemeldet, die tatsächliche Zahl blieb weiter darunter.
Im Zuge der Demonstration „Vereint die Rechte“ in Charlottesville war es am 12. August 2017 zu schweren Ausschreitungen gekommen. Ein Rechtsextremist steuerte ein Auto in eine Gruppe Gegendemonstranten. Die 32-jährige Heather Heyer starb, viele Menschen wurden verletzt. Die Nachfolgeveranstaltung „Vereint die Rechte 2“ wurde in Charlottesville verboten, in Washington aber erlaubt.
US-Präsident Donald Trump war nach den Zusammenstößen vor einem Jahr dafür kritisiert worden, die rechtsextreme Gewalt nicht eindeutig verurteilt zu haben. „Ich denke, dass die Schuld auf beiden Seiten liegt“, hatte er damals gesagt. Es habe auf beiden Seiten auch „sehr gute Menschen“ gegeben. Trump hatte damit Empörung ausgelöst.
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Vor dem Jahrestag hatte der US-Präsident am Samstag auf Twitter mitgeteilt, er verurteile „alle Formen von Rassismus und Gewalttaten“. Seine Tochter Ivanka Trump bezog wenig später eindeutig Stellung gegen Rechtsextremismus. „In unserem großartigen Land gibt es keinen Platz für weiße Vorherrschaft, Rassismus und Neonazismus“, schrieb sie auf Twitter. Trump war während des rechten Aufmarschs nicht im Weißen Haus, sondern im Urlaub in einem seiner Golfresorts.
Auf der Rednerliste der rechten Kundgebung standen unter anderem der Antisemit Patrick Little und David Duke, der einst ein führendes Mitglied des rassistischen Ku Klux Klans war. Jason Kessler, der zu den Organisatoren der diesjährigen Demonstration und der vor einem Jahr gehörte, sagte vor US-Reportern im Sicherheitsbereich: „Mir ist die Beteiligung egal.“ Menschen hätten Angst gehabt, teilzunehmen. „Ich bin nicht enttäuscht, weil wir eine friedliche Demonstration hatten und wir die Redefreiheit gewahrt haben.“
Zu einem Gerangel kam es am Sonntag, als zwei Menschen mit „Trump 2020“-T-Shirts in die Menge der Gegendemonstranten gerieten. Sie wurden von Demonstranten beschimpft, gestoßen und mit Wasser übergossen. Ordner eskortierten den Mann und die Frau zur Polizei.
ereits am Sonntagmittag versammelten sich im Zentrum Washingtons Hunderte Gegendemonstranten. Teilnehmer hielten Schilder mit Aufschriften wie „Deportiert Nazis“, „Weiße Vorherrschaft ist Terrorismus“ oder „Keine Nazis - kein KKK - keine faschistischen USA“ hoch. Das Kürzel KKK steht für den rassistischen Ku Klux Klan. Demonstranten forderten außerdem die Ablösung Trumps.
Die Organisatoren hatten dazu aufgerufen, nur Flaggen der USA und der Südstaaten mitzubringen. Besucher sollten zudem „Pfefferspray, Knüppel, Messer oder andere Waffen“ zu Hause lassen. Bei den Protesten vor einem Jahr waren Hakenkreuzflaggen geschwenkt worden, einige Teilnehmer waren bewaffnet gewesen.
Vor dem Jahrestag hatten die Stadt Charlottesville und der Bundesstaat Virginia aus Sorge vor neuen Zwischenfällen den Notstand ausgerufen. Im Stadtzentrum wurde eine abgeriegelte Sicherheitszone eingerichtet, in der Gegenstände, die als Waffen eingesetzt werden könnten, verboten waren. Auch das Tragen von Masken wurde untersagt. (dpa)