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Polizeibeamte vor dem Gelände des Festivals in Themar
© dpa/FrM

Rechtsrock-Festival in Thüringen: Tausende Neonazis feiern in Themar – 84 Anzeigen

Im thüringischen Themar findet wieder ein großes Rechtsrock-Festival statt: Mehr als 2000 Neonazis feiern – die Polizei registriert Hitlergrüße und verbotene Kennzeichen.

Am Ende waren es mehr Rechte als erwartet: Bis zu 2243 Besucher sind zu einem Rechtsrock-Festival nach Themar im Süden Thüringens angereist. Sie kamen laut Polizei aus dem rechten und rechtsextremistischen Spektrum und reisten aus ganz Deutschland und Ländern wie Frankreich, Italien, Kroatien, Norwegen und Russland an.

Das Treffen fand am Freitag und Samstag statt. Der Thüringer Verfassungsschutz hatte mit bis zu 1500 Besuchern gerechnet. Bereits im vergangenen Jahr hatte es in der Kleinstadt ein Rechtsrock-Konzert gegeben. Es war damals das bundesweit wohl größte des Jahres.

Bei Protesten gegen das Festival waren nach Polizeiangaben vom Sonntag zeitweise 300 Menschen auf den Straßen in Themar unterwegs. Um an die Opfer rechter Gewalt in Deutschland seit 1990 zu erinnern, trugen Demonstranten Holzkreuze vor das Festival-Gelände. Insgesamt werden bei der Demonstration 194 Kreuze neben dem Festivalgelände aufgestellt, wovon 193 an seit 1990 in der Bundesrepublik durch rechte Gewalt zu Tode gekommene Opfer erinnern und eines an Martin Luther King.

Die Proteste seien „störungsfrei“ verlaufen. Gegen einen Demonstranten wurde laut Polizei Anzeige erstattet - weshalb, blieb vorerst unklar. Auf Seiten der rechten Festivalbesucher registrierte die Polizei 84 Anzeigen, die meisten wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, zwei wegen Volksverhetzung, auch Drogendelikte wurden verfolgt.

Weiße Kreuze erinnern in Themar direkt am Festival-Gelände des Rechtsrock-Festivals an 193 seit 1990 in der Bundesrepublik durch rechte Gewalt zu Tode gekommene Opfer - und eines an Martin Luther King.
Weiße Kreuze erinnern in Themar direkt am Festival-Gelände des Rechtsrock-Festivals an 193 seit 1990 in der Bundesrepublik durch rechte Gewalt zu Tode gekommene Opfer - und eines an Martin Luther King.
© FrM/dpa-Zentralbild/dpa

Bereits am Freitag hatten laut Polizei einige Festivalbesucher den Hitlergruß gezeigt. Ein 33 Jahre alter, mutmaßlich Rechter habe am ersten Konzerttag einem 27-jährigen Journalisten ins Gesicht geschlagen. Die Ermittlungen dazu laufen.

Die Polizei sicherte die Veranstaltung mit mehreren Hundertschaften. Polizisten aus Thüringen und anderen Bundesländern waren daran beteiligt. Nach scharfer Kritik an der Einsatztaktik im Vorjahr gingen die Beamten diesmal konsequenter gegen Rechtsverstöße vor.

Im vergangenen Jahr hatten zahlreiche Neonazis bei dem Rechtsrock-Konzert in Themar den Hitler-Gruß gezeigt, ohne dass die Polizei in vielen Fällen deswegen eingeschritten war oder den Vorfall mit eigenen Kamerateams dokumentiert hatte.

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