Slowakei: Tausende gehen für ermordeten Journalisten auf die Straße
In Bratislava haben am Freitagabend Tausende Menschen dem ermordeten Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten gedacht. 25.000 gingen auf die Straße.
Tausende Menschen sind am Freitagabend in der Slowakei zum Gedenken an den ermordeten Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und dessen Verlobte auf die Straße gegangen. Allein in der Hauptstadt Bratislava nahmen nach Angaben der Organisatoren rund 25.000 Menschen an einem Gedenkmarsch teil, weitere Proteste und Trauerkundgebungen gab es in mehreren weiteren Städten im ganzen Land. Viele Teilnehmer hielten Kerzen.
Kuciak war am Sonntag zusammen mit seiner Verlobten in seinem Haus erschossen aufgefunden worden. Der Journalist schrieb für das zur deutsch-schweizerischen Mediengruppe Ringier Axel Springer Media gehörende Nachrichtenportal "aktuality.sk".
Er hatte vor seiner Ermordung an einem investigativen Bericht zum Einfluss der italienischen Mafia auf die slowakische Regierung gearbeitet. Der 27-jährige Journalist warf engen Mitarbeitern von Regierungschef Robert Fico Verbindungen zu italienischen Geschäftsleuten vor, die mit der süditalienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta in Kontakt stehen sollen. Am Donnerstag meldete die slowakische Polizei die Festnahme mehrerer italienischer Geschäftsmänner, deren Namen in Kuciaks letztem Artikel genannt wurden.
Fico hatte Journalisten in der Vergangenheit beschimpft
"Heute Abend ist Bratislava die Hauptstadt der Pressefreiheit", sagte der Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen, Christophe Deloire, bei der Kundgebung am Freitagabend. Der Nachrichtenagentur AFP sagte Deloire, er habe Regierungschef Fico aufgefordert, "klar sein Bedauern" dafür zum Ausdruck zu bringen, dass er Journalisten in der Vergangenheit mehrfach verunglimpft hatte. Ficos Büro erklärte dagegen, es gebe "keine Forderungen an den Ministerpräsidenten, sich bei Journalisten zu entschuldigen".
Fico hatte Journalisten in der Vergangenheit unter anderem als "dreckige, anti-slowakische Huren", "dumme Hyänen" und "schleimige Schlangen" beschimpft. Nach dem Mord an Kuciak betonte er, seine Regierung werde das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Sicherheit von Journalisten schützen. Gleichzeitig warf er der Opposition vor, den Mord an Kuciak als "politische Waffe" zu nutzen, um "die Leute auf die Straßen zu bringen und die Macht zu übernehmen".
Die ermordete Verlobte des Journalisten wurde am Freitag in ihrem Hochzeitskleid beerdigt. Das Paar wollte im Mai heiraten. Kuciak soll am Samstag im Dorf Stiavnik beigesetzt werden. (AFP)