Mullah Omar: Taliban-Führer in Afghanistan seit mehreren Jahren tot
Der afghanische Taliban-Führer Mullah Omar soll seit mindestens zwei Jahren tot sein. Die Regierung in Kabul bestätigte entsprechende Medienberichte.
Mullah Omar, der Führer der afghanischen Taliban, soll nicht mehr am Leben sein. Die afghanische Regierung bestätigte am Mittwoch entsprechende Medienberichte unter anderen der BBC. In Kabul ist für Mittwochnachmittag kurzfristig eine Presskonferenz der Regierung angekündigt worden. Demzufolge starb Mullah Omar vor zwei Jahren in Pakistan.
"Wir haben die Bestätigung von den pakistanischen Behörden und Taliban-Quellen, dass er vor zwei Jahren an einer Krankheit in Pakistan gestorben ist", sagte der Regierungsvertreter, der nicht namentlich genannt werden wollte. Mullah Omar war seit Ende 2001 untergetaucht und wurde in den vergangenen Jahren in Pakistan vermutet. Pakistans Regierung sowie sein Geheimdienst ISI hatten immer bestritten, dass Omar sich im Lande aufhalte, beziehungsweise angegeben, nichts über seinen Aufenthaltsort zu wissen.
Die Taliban selbst haben in Afghanistan eine Stellungnahme angekündigt, aber noch nicht offiziell den Tod ihres spirituellen Führers bestätigt oder dementiert. In der Vergangenheit ist Mullah Omar bereits mehrfach für tot erklärt worden, was sich dann jeweils als Falschmeldung herausstellte. Diesmal allerdings bestätigt die afghanische Regierung die Berichte, was in vorhergehenden Fällen nicht geschah.
Harun Najafizada, Chef-Korrespondent von BBC PTV Afghanistan, der die Nachricht aus Regierungskreisen bestätigt bekommen hatte, hatte diese früh auf Twitter verbreitet.
Mullah Omar führte die Taliban im afghanischen Bürgerkrieg, den die selbsternannten Gotteskrieger dann auch gewannen. Nach dem US-geführten Angriff auf Afghanistan im Herbst 2001 in Folge der Anschläge von 9/11 tauchte Mullah Omar unter. Die USA setzten ein Kopfgeld von zehn Millionen Dollar auf ihn aus.
Die Meldung über den Tod von Mullah kommt zu einem interessanten Zeitpunkt: Vor rund drei Wochen hatte es erstmals direkten Kontakt zwischen Taliban-Vertretern und der afghanischen Regierung gegeben, um "Friedensgespräche" zu führen. Vor zwei Wochen war dann eine Botschaft Mullah Omars veröffentlichet worden, in der er die Gespräche als "legitim" bezeichnete, wenn sie "das Ende der Besatzung Afghanistans" zum Ziel hätten. Mit der Botschaft waren Zweifel ausgeräumt worden, dass die Initiative nicht die Rückendeckung des Taliban-Chefs habe.
Vertreter der afghanischen Regierung und der radikalislamischen Taliban hatten sich nach zähen Vorbereitungen in der pakistanischen Stadt Murree erstmals zu direkten Gesprächen an einen Tisch gesetzt. Sie vereinbarten, sich in den kommenden Wochen erneut zu treffen. Dies war international begrüßt worden. Mehrere Taliban-Kommandeure stellten die Legitimität der Gespräche allerdings offen in Frage. Ist Mullah Omar nun schon seit mehreren Jahren tot, ist völlig offen, was das für den Fortgang der Gespräche und eine friedliche Annäherung für Folgen hat.