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Alexander Van der Bellen (links) und Norbert Hofer (rechts) treten in der Stichwahl am Sonntag gegeneinander an.
© Lisi Nienser/dpa

Norbert Hofer oder Alexander Van der Bellen: Stichwahl entscheidet über neuen Bundespräsidenten in Österreich

Der AfD-Chef von Sachsen-Anhalt hat einen Favoriten. Sollte Norbert Hofer gewinnen, könnte das den Weg für ungarische Verhältnisse in Wien bereiten.

Norbert Hofer oder Alexander Van der Bellen. Am Sonntag entscheidet Österreich wer neuer Bundespräsident wird und ganz Europa sieht zu beim Kampf Grün gegen Blau.

Mit Öffnung der ersten Wahllokale hat in Österreich die Präsidentschaftswahl begonnen. Rund 6,4 Millionen Österreicher sind an diesem Sonntag aufgerufen, einen neuen Mann an der Spitze des Staates zu bestimmen. Zur Wahl stehen der von den Grünen unterstützte 72-jährige Wirtschaftsprofessor Alexander Van der Bellen und der 45 Jahre alte Norbert Hofer von der rechten FPÖ.

Hofer geht nach seinem klaren Sieg in der ersten Runde als Favorit ins Rennen. Sollte er den Einzug in die Wiener Hofburg schaffen, wäre er das erste Staatsoberhaupt aus Reihen der Rechtspopulisten in Europa.

Die rechte FPÖ hofft auf einen Triumph Hofers mit Signalwirkung. Der Lager-Wahlkampf zwischen „Grün“ und „Blau“ - der Farbe der FPÖ - hat Österreich in den vergangenen Wochen gespalten.

Die Wahllokale schließen um 17.00 Uhr. Danach werden erste Hochrechnungen veröffentlicht. Sollte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen geben, bleibt es bis zur Auszählung der Briefwahlstimmen an diesem Montag spannend.

Chef der AfD-Sachsen-Anhalt unterstützt Norbert Hofer

Sachsen-Anhalts AfD-Chef André Poggenburg hofft bei der Wahl des neuen Bundespräsidenten in Österreich auf einen Erfolg des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer. „Nicht nur weil er, sondern weil die FPÖ es verdient hat“, sagte Poggenburg der Deutschen Presse-Agentur am Rande eines Parteitages in Eisleben. „Die FPÖ vertritt ja eine sehr klare Position zur Asylkrise.“ Es wäre auch ein Signal für Deutschland, es bestünden Schnittmengen zwischen FPÖ und AfD, sagte er.

In ganz Europa gebe es eine „Aufbruchstimmung bei den nationalen Parteien“. Poggenburg wird dem rechten Flügel der rechtspopulistischen AfD zugerechnet, am Samstag war er als Landeschef in seiner Hochburg Sachsen-Anhalt wiedergewählt worden. Bei der Landtagswahl hatte die AfD dort im März fast ein Viertel der Stimmen erhalten. Sollte Hofer gewinnen und in die Wiener Hofburg einziehen, wäre er das erste europäische Staatsoberhaupt aus den Reihen der Rechtspopulisten.

Ungarische Verhältnisse in Wien?

Eine Wahl des rechtspopulistischen FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer zum Bundespräsidenten in Wien würde nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Prof. Hajo Funke erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen - für Österreich, Deutschland und für Europa.

Funke sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Rechtspopulist Hofer werde das Präsidentenamt in Österreich stark verändern, wenn er die Stichwahl an diesem Sonntag gewinne. So könnte er das Parlament auflösen und über Neuwahlen dem FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache den Weg in Kanzleramt ebnen.

„Dann hätten wir ungarische Verhältnisse in Wien zu befürchten, also eine illiberale, auch anti-islamisch geprägte Politik“, sagte Funke, der an der Freien Universität in Berlin lehrt. Auch für andere rechtspopulistische Parteien wie die AfD in Deutschland wäre die Wahl Hofers ein Signal. „Der Erfolg gebiert den Erfolg“, betonte Funke.

Hofer trete zwar als Verfechter einer direkten Demokratie auf, in Wahrheit setze er aber auf eine „Beteiligung mit Ressentiments“. „Diese Politik will Volkes Stimme stärker machen und sieht sich selbst als der Führer des Volkes.“ (dpa)

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