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Steve Bannon, ehemaliger Chefstratege des Weißen Hauses in den USA.
© Uncredited/AP/dpa

Facebook: Steve Bannon soll bei Datenklau mitgewirkt haben

In dem Skandal um Facebook-Nutzerdaten im US-Wahlkampf taucht wieder ein bekannter Name auf: Stephen Bannon, Donald Trumps einstiger strategischer Berater.

Stephen Bannon, ehemaliger Chefstratege von Donald Trump und Kopf des populistischen Wahlkampfs von 2016, ist vor allem auf eines stolz: Er kenne die amerikanischen Wähler besser als alle Medien, Experten und Demoskopen in Washington, sagt der für seinen Schlabber-Look bekannte Aktivist. Möglicherweise kommt jetzt ans Licht, woher Bannon seine Weisheit hat. Laut der „Washington Post“ ist der 64-jährige tief in den Skandal um das Abgreifen von persönlichen Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern durch die Firma Cambridge Analytica verstrickt.

In einem neu aufgetauchten Video des britischen Senders Channel 4 brüstet sich der inzwischen geschasste Cambridge-Chef Alexander Nix damit, mit seiner Firma die Daten für Strategie des Trump-Wahlkampfes von 2016 geliefert und den Internet- und Fernsehwahlkampf des heutigen Präsidenten bestimmt zu haben. Diese Daten wurden möglicherweise illegal von Facebook-Nutzern eingesammelt.

Damit gerät ein Mythos der Trump-Kampagne ins Wanken, die schon wegen der mutmaßlichen Verbindungen zu russischen Manipulationsversuchen in Verruf geraten ist. Der Milliardär Trump verfügt nach eigenen Angaben über einen ganz speziellen Draht zu amerikanischen Normalbürgern und war deshalb in der Lage, im Wahlkampf gegen Hillary Clinton entscheidende Wählergruppen für sich zu gewinnen. Doch womöglich haben die Experten von Cambridge Analytics nachgeholfen – und Stephen Bannon.

Kurz nach Trumps Amtseinführung im vergangenen Jahr machte der damalige Stratege mit der Bemerkung Furore, die etablierten Medien in den USA verstünden das Land nicht und hätten bei ihrer Berichterstattung über die Wählerstimmung völlig falsch gelegen. Er dagegen wisse, wie Amerika ticke, lautete die Botschaft. Die Medien sollten „einfach mal den Mund halten“, sagte er damals.

"Legt den Sumpf trocken"

Der Satz fiel zu einem Zeitpunkt, an dem Bannon offenbar bereits seit Jahren damit beschäftigt war, die US-Wähler mit Hilfe von Cambridge-Daten zu erforschen. Laut Medienberichten half Bannon im Jahr 2013 bei der Gründung der Skandal-Firma, zusammen mit der Familie Mercer, einem reichen Unternehmerclan und wichtigen Geldgeber für konservative US-Politiker.

Wie die „Washington Post“ meldete, leitete Bannon bei Cambridge Analytica ein Jahr später erste Versuche, die Wirkung bestimmter Wahlslogans auf die Öffentlichkeit zu testen. Dazu gehörte der gegen die etablierte Polit-Szene in Washington gerichtete Spruch „Legt den Sumpf trocken“ – einer der wichtigsten Parolen des Trump-Wahlkampfes. Eine Erkenntnis von Bannons Forschungen soll darin bestanden haben, dass junge weiße Amerikaner sehr empfänglich für ausländerfeindliche und rassistische Parolen sind.

Damals sei Bannon der Chef von Alexander Nix gewesen, sagte der frühere Cambridge-Mitarbeiter Chris Wylie der „Washington Post“. Bannon schied im August 2016 bei Cambridge aus – zu dem Zeitpunkt also, an dem er die Leitung des Trump-Wahlkampfes übernahm. Unklar ist bisher, ob Bannon wusste, dass die Cambridge-Daten möglicherweise illegal über Facebook beschafft worden waren.

Für das Online-Netzwerk wird die Affäre immer mehr zur Katastrophe. Gründer Mark Zuckerberg hat sich bisher nicht öffentlich geäußert, will dies unter dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit und der fallenden Aktienkurse seines Unternehmens nun bald jedoch tun. Zuckerberg sei sich des Ernstes der Lage bewusst, zitierte das Nachrichtenportal Axios einen Vertrauten des Facebook-Chefs. An einer Lagebesprechung des Unternehmens nahm Zuckerberg nicht teil. Laut Medienberichten will er sich an diesem Freitag äußern.

Das Problem für Zuckerberg liegt darin, dass er einerseits den Facebook-Nutzern die Botschaft vermitteln will, ihre persönlichen Daten seien sicher. Andererseits gehöre die Weitergabe genau dieser Daten jedoch zum Geschäftsmodell des Multimilliardärs Zuckerberg, merkte die „New York Times“ an. Facebook verdient viel Geld mit Anzeigen, die auf der Grundlage von Alter, Interessen und anderen Charakteristika eines Nutzers genau auf eine Zielperson zugeschnitten werden können.

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