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Ein Transparent über dem Eingang der Evangelischen Gethsemankirche in Berlin im August während eines Fürbittengebetes für den in der Türkei inhaftierten Menschenrechtler Peter Steudtner.
© Gregor Fischer/dpa

Türkei: Steudtner, Yücel, Tolu - Faustpfand Mensch

Elf Deutsche sitzen in der Türkei in Haft. Sie sind Geiseln in einem Drama, in dem die eine Seite sich an keine rechtstaatlichen Regeln hält. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Ruth Ciesinger

Geht es noch zynischer? Da erklärt der türkische Außenminister Cavusoglu im „Spiegel“, es gebe „keinen Grund für Probleme zwischen Deutschland und der Türkei“. Und einen Tag später fordert die türkische Staatsanwaltschaft 15 Jahre Haft für den Berliner Menschenrechtler Peter Steudtner wegen „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“.

Für Peter Steudtner und seine Angehörigen werden damit ihre schlimmsten Ängste wahr. Das große Rätsel ist, was Ankara mit so unterschiedlichen Signalen bezweckt.

Berlin hat eine Drohkulisse gegenüber der Regierung Erdogan aufgebaut, faktisch aber nicht soviel umgesetzt. Es gibt keine echte Reisewarnung, Hermes-Bürgschaften sind auf sehr hohem Niveau gedeckelt, bei der Zollunion wird deren Ausweitung in Frage gestellt. Will die Türkei also „nur“ demonstrieren, zu was man in der Lage ist, um sich dann auf eine Einigung einzulassen?

Zusammen mit Peter Steudtner sitzen elf Deutsche, unter ihnen die Journalisten Deniz Yücel und Mesale Tolu, aus politischen Gründen in der Türkei in Haft. Der Prozess gegen Mesale Tolu beginnt am Mittwoch.

Ihr aller Schicksal ist es, dass sie Geiseln sind in einem Drama, in dem die eine Seite sich an keine rechtstaatlichen Regeln hält, die andere diese aber gerade deshalb umso mehr beherzigen muss.

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