Bundespräsidentenwahl: Steinmeier bringt Merkel in die Defensive
SPD-Chef Sigmar Gabriel bringt Außenminister Steinmeier als Präsidentschaftskandidaten ins Spiel. Die Kanzlerin ist in einer schwierigen Lage. Ein Kommentar.
In Sachen Bundespräsidenten hatte Angela Merkel bisher wenig Glück. Ob Horst Köhler oder Christian Wulff – deren Rücktritte wurden am Ende auch ihr angelastet. 2012 konnte deshalb die SPD in die Offensive kommen. Der ursprünglich von ihr und den Grünen nominierte Joachim Gauck gelangte im zweiten Anlauf ins Schloss Bellevue – und das auch noch als großer Konsenskandidat.
Dass SPD-Chef Sigmar Gabriel nun für Außenminister Frank-Walter Steinmeier als Präsidenten trommelt, erinnert an die Situation von damals. Wieder gelingt es Merkel nicht, frühzeitig und aus eigener Kraft einen überzeugenden Kandidaten zu präsentieren. Wieder wirbt die SPD mit einem in der Bevölkerung höchst beliebten Mann – auch wenn Steinmeier anders als Gauck aktiver Parteipolitiker ist.
Dem muss die Union nun erst einmal etwas entgegensetzen. Eine Kampfkandidatur zwischen Steinmeier und einem CDU-Politiker wäre für die Kanzlerin allerdings mit Risiken verbunden. Was passiert in einem dritten Wahlgang? Kommt es dann auf Grüne, Linke, FDP oder sogar die AfD an? Ein Ja zum SPD-Mann Steinmeier könnte für Merkel die vielleicht letzte Gelegenheit bieten, eine Abstimmungsniederlage zu vermeiden. Das hat Gabriel erkannt.