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Auch deutsche bilden im Krieg gegen die IS-Miliz aus. Die Peschmerga verzeichnen erste große Erfolge.
© DPA

Peschmerga und USA im Irak: Steht der "Islamische Staat" vor einer Niederlage?

Die kurdische Peschmerga im Nordirak verkündet große Erfolge gegen den „Islamischen Staat“. Doch für Sicherheitsexperten und arabische Medien ist die Terrormiliz noch lange nicht besiegt.

Tausende Tote, Vergewaltigungen, versklavte Kinder und Frauen: Das Sindschar-Gebirge im Nordirak stand im August im Fokus der Weltöffentlichkeit. Kämpfer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) hatten ein Massaker unter den dort lebenden Jesiden angerichtet. Viele Menschen waren von der Außenwelt abgeschnitten und verhungerten. Die USA schickten Hubschrauber, um zumindest einige der Menschen zu retten.

Jetzt melden die kurdischen Peschmerga-Kämpfer, das Sindschar- Gebirge sei vom IS-Terror befreit – mit Hilfe aus dem Pentagon. Die Kombination aus einer Bodenoffensive mit rund 8000 Soldaten und mehr als 45 US-Luftangriffen auf die Stellungen des IS hätte die Miliz entscheidend geschwächt. Es seien dutzende Kämpfer und Anführer getötet und festgenommen worden. IS-Anführer Abu Bakr al Baghdadi sei zwar nicht darunter, aber es handele sich um Islamisten aus der ersten und zweiten Reihe der Terrormiliz.

Ein mindestens 700 Quadratkilometer großes Gebiet nahe der Stadt Sindschar sei innerhalb von zwei Tagen befreit worden. Die feindlichen Truppen hätten sich nach Mossul und sogar über die Grenze bis nach Syrien zurückgezogen. „Wir werden weiterhin die Stellungen hinter Sindschar mit großen Truppen angreifen“, sagte der Sprecher der Peschmerga, Anwar Ibrahim. „Es gibt nichts Schöneres, als den Feind zu töten“, ließ er im Namen der Koalition gegen die Terrormiliz verlauten.

Nun stehen arabische Korrespondenten in den Dörfern und Städten der Sindschar-Provinz und zeigen Bilder von zerstörten Häusern, die für IS-Kämpfer als Rückzugsobjekte gedient haben sollen. In den grauen Trümmern liegt ein rotes Bobbycar, ein von einer Rakete stark beschädigtes Haus droht in jedem Moment einzustürzen. Es sieht aus wie nach dem Krieg.

Kurden gegen den IS im Sindschar-Gebirge.
Kurden gegen den IS im Sindschar-Gebirge.
© AFP

Ist der IS also bald ganz besiegt?

Josef Janning ist Sicherheitsexperte beim „European Council on Foreign Relations“ in Berlin und London. Er schätzt, dass es noch lange nicht vorbei sein werde mit dem Kampf gegen den „Islamischen Staat“. Die nun gemeldeten Erfolge aus dem Nordirak bezeichnet Janning als „reine Zwischenstandsmeldung“. „Der IS mag geschwächt sein, aber er ist noch lange nicht besiegt“, sagt Janning.

Zwar sei die Kommandostruktur des IS zentralisiert, lokale Kampfgruppen böten für willige Dschihadisten aber ein Forum, für den „Islamischen Staat“ zu töten. „Der IS ist dynamisch und deswegen schwer einzuschätzen“, erklärt Janning. Für einen entscheidenden Schlag gegen die Terrororganisation, die sich in Syrien und im Irak festgesetzt hat, die aber auch in anderen Ländern der Region Zellen betreibt, bedürfe es einer Koordinierung zwischen den auf den Nordirak beschränkten Peschmerga-Truppen und den international agierenden PKK-Kämpfern. Deswegen sei es auch nicht verzichtbar, dass ein Land wie die Türkei aktiv in das Geschehen eingreife. Deutsche Waffenlieferungen spielten dabei auch eine Rolle, wenn auch eine kleine.

Der arabische Nachrichtensender Al Arabiya schickte am Freitag eine Eilmeldung heraus: „Die Festnahme von IS-Anführern kann nicht bestätigt werden“. Mit guten Nachrichten geht man im Irak und in Syrien sehr vorsichtig um.

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