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Einigkeit - noch. Robert Habeck, Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen.
© Kay Nietfeld/dpa

Die Grünen: Stark durch das Chaos - und jetzt?

Die Grünen haben in den Sondierungen gezeigt, dass sie bereit für die Regierung sind. Aber sind sie auch bereit für die Opposition? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Cordula Eubel

Manche bei den Grünen ahnen schon, wie tief das Loch ist, in das sie absehbar fallen könnten. Doch vorerst versucht die Partei, an ihrer neu gewonnenen Stärke festzuhalten. Die Grünen haben einen harten Wahlkampf hinter sich und noch härtere Sondierungsgespräche. Sie haben gezeigt, dass sie bereit gewesen wären, Verantwortung zu übernehmen – auch in einer schwierigen Konstellation. Grünen-Chef Cem Özdemir formulierte seinen Anspruch auf dem Parteitag mit viel Pathos: Erst das Land, dann die Partei.

Am Wochenende war zu spüren, dass Jamaika nicht an den Grünen gescheitert wäre. Wer hätte das gedacht? Ein Grünen-Parteitag, der es bedauert, dass eine Koalition mit Union und FDP nicht zustande kommt? Noch vor einigen Monaten wäre man für eine solche Prognose verlacht worden.

Jürgen Trittin will die Große Koalition von Links angreifen, Cem Özdemir schielt auf die liberalen FDP-Wähler

Dass bei den Grünen erst einmal die Selbstvergewisserung im Vordergrund steht, ist nachvollziehbar. Die Partei ist stolz auf das, was sie in den letzten Monaten erreicht hat. Die Geschlossenheit auch während der Sondierungsgespräche war nicht selbstverständlich. Doch das wohlige Gefühl wird vermutlich nicht lange anhalten. Die Grünen wissen, dass sie sich wohl auf weitere vier Oppositionsjahre einstellen müssen. Als kleinste Fraktion im Bundestag, eingezwängt zwischen Linkspartei, AfD und einer FDP, die rechts der Union auf Stimmenfang geht.

Die Debatte, mit welchem Kurs es weitergehen soll, hat daher schon angefangen. Noch ist offen, wohin die Grünen sich orientieren. Ex-Parteichef Reinhard Bütikofer mahnt, die Grünen müssten stärker werden, indem sie Bündnisse in die Gesellschaft hinein schmieden. Sein Nachfolger Özdemir wiederum sieht für seine Partei Potenzial in einem liberalen Milieu, das mit der Christian-Lindner-FDP fremdelt. Der Parteilinke Jürgen Trittin wiederum will eine neue große Koalition mit einer progressiven Politik von links angreifen.

Eines bleibt aber vorerst: Im Wahlkampf und während der Sondierung ist es den Grünen gelungen, ihr inhaltliches Profil zu schärfen. Die Frage, wofür die Partei noch steht, muss sie sich im Moment jedenfalls nicht gefallen lassen.

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