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Teure Haarpracht: Frankreichs Präsident Hollande gibt viel Geld für einen Privatfriseur aus
© Reuters/Benoit Tessier

Frankreichs Präsident Hollande und sein Friseur: Spitze im Spitzenschneiden

9895 Euro pro Monat erhält der Friseur von Frankreichs Präsident Hollande. Die teure Rundumbetreuung ist symptomatisch für die Probleme eines Präsidenten, der seinen eigenen Ansprüchen kaum gerecht wird. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Albrecht Meier

Er wolle ein „normaler“ Präsident sein, hat Frankreichs Staatschef François Hollande zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2012 verkündet. Dumm nur, dass seine damalige Kabinettschefin zur selben Zeit einen Vertrag mit seinem persönlichen Friseur abschloss – und dabei mit Olivier B. ein monatliches Bruttogehalt vereinbarte, das nicht so recht zum Bescheidenheits-Anspruch des Präsidenten passt: 9895 Euro.

Selbst in Frankreich wird die hohe Coiffeur-Rechnung nicht goutiert

Nun ist man im Nachbarland einiges an Verschwendungssucht gewohnt – man denke nur an Jacques und Bernadette Chirac, die in der Zeit des Gaullisten als Pariser Bürgermeister jeden Tag stolze 150 Euro auf Kosten der Steuerzahler für Obst und Gemüse ausgaben. Aber selbst in Frankreich stellt man sich die Frage: Wie kommt das üppige Salär des Coiffeurs, das die Zeitung „Canard enchaîné“ enthüllte, zu Stande?

Wenn ein vergleichsweise aufwändiger Haar-Look wie der des französischen Fußball-Jungstars Kingsley Coman für gut 60 Euro zu haben ist, kann die Pflege der präsidentiellen Haarpracht doch nicht so teuer sein, rechnet sich der Laie aus. Im Elysée-Palast wird die Friseurrechnung hingegen mit den ausgedehnten Arbeitszeiten von Olivier B. begründet: Der Coiffeur sei bei den meisten Reisen des Präsidenten dabei, müsse ständig zur Verfügung stehen und frisiere den Staatschef jeden Morgen, heißt es.

Der Präsident senkte sein Gehalt - aber enttäuschte beim Kampf gegen die Arbeitslosigkeit

Die Coiffeur-Episode ist symptomatisch für die Enttäuschung, die Hollande bei seinen Wählern ausgelöst hat. Seine Ankündigung, künftig ohne den üblichen Pomp regieren zu wollen, richtete sich seinerzeit vor allem gegen den Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy. Der Konservative hatte es fertiggebracht, sich ein halbes Jahr nach seiner Amtseinführung im Jahr 2007 eine Verdopplung des Monatsgehaltes zu genehmigen.

Zwar verordnete sich Hollande und seinen Ministern fünf Jahre später gleich zu Beginn der Legislaturperiode eine Gehaltskürzung. Aber die wichtigste Erwartung der Franzosen, dass es unter dem Sozialisten zu einem nennenswerten Rückgang der Arbeitslosigkeit kommt, hat sich bis heute nicht erfüllt.

Am Donnerstag gibt Hollande das letzte Nationalfeiertags-Interview in seiner Amtszeit

An diesem Donnerstag gibt Hollande zum letzten Mal in seiner Amtszeit das traditionelle TV-Interview zum Nationalfeiertag. Er hofft darauf, dass sein Mantra „ça va mieux“ („es geht besser“) bei den Wählern endlich verfängt. Dennoch ist es eher wahrscheinlich, dass beim nächsten Feiertag am 14. Juli 2017 an seiner Stelle jemand anderes aus dem Elysée-Palast zur Nation spricht.

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