Nach Pegida-Demo in Dresden: Spielt Akif Pirinçci den homophoben Muslimfeind nur?
„Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.“ Mit diesem Satz zog Akif Pirinçci Wut auf sich. Und bewarb gleichzeitig sein neues Buch. Über die Gedankenwelt eines Radikalen. Lesen Sie hier einen Auszug und den vollständigen Beitrag im digitalen Kiosk Blendle.
Sein Traum: Pornodarsteller. Sagt es und schäkert dabei mit der Kamera. Sagt noch zwei Sätze: „Ich habe sehr viel Hunger. Ich kann immer mehr Frauen gebrauchen.“ Grinst, zieht an der Zigarette, sein Gesicht redet weiter: Es ist herrlich, Akif Pirinçci zu sein!
Fast zwei Stunden sitzt der Schriftsteller, der sich seit Montag den Ruf als größter Hassprediger Deutschlands erworben hat, im Hinterhof seiner Bonner Wohnung und gibt dem ehemaligen AfD-Funktionär Torsten Heinrich ein Interview, das der für seine Website nutzen möchte. Will man etwas lernen über die Gedankenwelt dieses Mannes, 56 Jahre alt, muss man sich dieses Gespräch vom Mai 2014 anschauen.
Am Ende ist man erstaunt: Da ist niemand, der sich nur inszeniert und der eine Rolle spielt wie eine Romanfigur. Akif Pirinçci, homophob, muslimfeindlich, frauenverachtend, ist einfach nur er. Und das ist gefährlich genug. Die Frage ist, wie er, der mit neun Jahren aus Istanbul nach Deutschland kam, der sich mit Fleiß, Talent und Sturheit den Ruf eines angesehenen und sehr gut verdienenden Krimiautors erarbeitet hat, ein Demagoge werden konnte?
Am Montagabend steht ein nuschelnder und sichtlich erregter Pirinçci am Mikrofon der Pegida-Veranstalter in Dresden und hält eine Rede, die selbst Pegida-Anhängern die Sprache verschlägt. Er redet über „Moslemmüllhalden“, Flüchtlinge als „Invasoren“, Politiker als „Gauleiter“, schließlich fällt ein Satz, der ihm staatsanwaltliche Ermittlungen einbringt. Dieser Satz ist bezogen auf die Deutschen selbst, auf jene, die mit der Integrationspolitik nicht einverstanden seien. „Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb“, ruft Pirinçci und bekommt Applaus. Er legte damit polemisch nahe, dass die Regierung ihr eigenes Volk in KZs umbringen möge, statt ihm die Ausreise zu empfehlen.
Wenig von dem, was er sagt, ist neu
Die Äußerungen sind Hetze. Die juristische Frage ist, ob sie den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen. Denn er hetzt damit nicht gegen „Teile der Bevölkerung“, die sich durch innere oder äußere Merkmale klar abgrenzen lassen, wie es der Tatbestand erfordert. Eine Volksverhetzung könnte dagegen eher in seiner Rede von der „Moslemmüllhalde“ liegen, da er sich damit gleichsam dafür ausspricht, dass Muslime in Deutschland wie Müll zu entsorgen seien.
Wenig von dem, was Pirinçci sagt, ist von ihm neu – neu ist die Masse des Publikums. So viel Öffentlichkeit wie nach dieser Rede hatte er noch nie! Vermutlich waren jedes Wort der Rede und jede Reaktion auf sie kühl kalkuliert, denn er hatte sie vorher angekündigt; nicht den Wortlaut, aber die Intention: größtmögliche Aufmerksamkeit! Auch der Staatsanwalt sollte zuhören! Sein neues Buch würde zwei Tage nach seiner Rede erscheinen. Niemand, schon gar nicht Pegida-Chef Lutz Bachmann, hätte überrascht sein dürfen.
Mitarbeit: Jost Müller-Neuhof
Für nur 25 Cent lesen Sie hier den vollständigen Beitrag.
Der Tagesspiegel bietet diesen Artikel vollständig im neuen digitalen Kiosk Blendle an. Mehr über Blendle lesen Sie hier.