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Andrea Nahles, Vorsitzende der SPD, unterhält sich mit Thomas Walde, Journalist, während des "Berlin direkt" ZDF-Sommerinterviews.
© Torsten Silz/ZDF/dpa

Flüchtlingsdebatte: SPD wird Spurwechsel in Koalition durchsetzen

Andrea Nahles will durchsetzen, dass abgelehnte Asylbewerber einen Weg in den Arbeitsmarkt finden können. Das erklärte sie im ZDF-Sommerinterview. Die CDU lehnt den Vorschlag bisher ab.

Die SPD ist nach den Worten ihrer Partei- und Fraktionschefin Andrea Nahles entschlossen, für abgelehnte oder geduldete Asylbewerber einen Weg in den deutschen Arbeitsmarkt zu erschließen. „Wir werden den Spurwechsel durchsetzen“, sagte Nahles im Sommerinterview der ZDF-Sendung „Berlin direkt“ am Sonntag. Zurzeit würden die falschen Leute abgeschoben. „Wir wollen, dass gut integrierte Menschen hier bleiben.“

Der sogenannte Spurwechsel bedeutet im Grundsatz, dass es Asylbewerbern, die abgelehnt und nur geduldet, aber gut integriert sind und einen Arbeitsplatz haben, über ein Einwanderungsrecht ermöglicht wird, in Deutschland zu bleiben. Gerade aus der Wirtschaft kommt immer wieder die Klage, dass Asylbewerber ausgebildet und gut integriert seien, und dann abgeschoben würden. Angesichts des Fachkräftemangels sei dies kontraproduktiv.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall befürchtet nun aber, dass die Diskussion über eine Arbeitsperspektive für geduldete Asylbewerber das Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz insgesamt gefährden könnte. „Wenn wir künftig erlauben würden, dass ein abgelehnter Asylbewerber über die Hintertüre des Fachkräfte-Zuwanderungsgesetzes bei uns bleiben darf, würde der Eindruck entstehen, dass es völlig egal ist, ob ein Asylbewerber abgelehnt wird oder nicht“, sagte Hauptgeschäftsführer Oliver Zander der „Augsburger Allgemeine“.

Heil zuversichtlich

Er kritisierte den Vorstoß des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU). Dieser hatte vorgeschlagen, Asylbewerbern ohne Bleiberecht einen Spurwechsel vom Asyl- ins Zuwanderungsrecht zu ermöglichen, wenn sie gut integriert und qualifiziert sind, Deutsch sprechen und eine Arbeit haben. In der CSU und überwiegend auch der CDU stößt er damit auf Ablehnung, weil befürchtet wird, dass eine solche Regelung einen zusätzlichen Anreiz zur Flucht bietet.

SPD, Grüne und FDP fordern jedoch eine solche Regelung. Die SPD hat inzwischen eine Stichtagsregelung vorgeschlagen, um Fluchtanreize zu vermeiden. Für bereits in Deutschland Geduldete soll demnach die Lockerung gelten, für künftige Asylbewerber nicht.

Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, die Christdemokratin Annette Widmann-Mauz, ist für die Stichtagsregelung. „Es würde niemand verstehen, dass wir im Ausland Fachkräfte anwerben und die Menschen, die schon im Land als Fachkräfte arbeiten oder eine Beschäftigung haben und integriert sind, wieder nach Hause schicken“, sagte sie dem ZDF.

Arbeitsminister Hubertus Heil zeigte sich im ZDF zuversichtlich, mit der Union eine Regelung zu finden. In den Eckpunkten des Innenministeriums für ein Zuwanderungsgesetz sei festgehalten, dass die Potenziale der Flüchtlinge genutzt werden sollten. „Die Ausgestaltung werden wir miteinander besprechen.“ Heil bezog sich besonders auf Auszubildende. Für diese gibt es bisher eine Ausnahmeregelung, die es ihnen ermöglicht insgesamt fünf Jahre zu bleiben: für drei Jahre Ausbildung und zwei Jahre Anschlussbeschäftigung.

Das Innenministerium von Horst Seehofer (CSU) bekräftigte zwar seine Ablehnung eines Wechsels vom Asyl- ins Zuwanderungsrecht. Für Änderungen an der 3+2-Regelung zeigte sich sein Staatssekretär Stephan Mayer (CSU) aber aufgeschlossen: „Ich halte angesichts des Fachkräftemangels im Pflegebereich weitere Lockerungen für überlegenswert“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. (dpa)

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