Appell des CDU-Sozialpolitikers Laumann: "SPD ist es Arbeitnehmern schuldig, dass sie Verantwortung übernimmt"
Der Chef des Sozialflügel der CDU, Karl-Josef-Laumann appelliert an die SPD, sich einer großen Koalition nicht zu verweigern. Gleichzeitig verlangt er von seiner eigenen Partei Zugeständnisse in Arbeitnehmerfragen.
Herr Laumann, hoffen Sie, dass die SPD nach dem Abbruch der Jamaika-Gespräche doch noch übers Regieren nachdenkt?
Ja. Die SPD ist es den Arbeitnehmern schuldig, dass sie Verantwortung übernimmt. Jeder Fünfte hat SPD gewählt. Diese Leute erwarten doch, dass die Sozialdemokraten sich jetzt für ihre Interessen einsetzen. Ich erwarte übrigens auch von den Gewerkschaften, dass sie der SPD ins Gewissen reden.
Die SPD tut sich so schwer, weil sie nach vier Jahren großer Koalition ein historisch schlechtes Wahlergebnis erzielt hat...
Die CDU ja auch, und wir drücken uns trotzdem nicht vor der Verantwortung. Die letzte große Koalition hat gute Politik für Arbeitnehmer gemacht. Daran könnten wir anknüpfen. Wir stehen vor der Herausforderung, den Industriestandort in Zeiten eines rasanten Technologiewandels zu erhalten. Industriepolitik kann man mit der SPD besser machen als mit den Grünen.
Wo muss die Union der SPD entgegenkommen, um sie für eine Koalition zu gewinnen?
Die CDU muss wissen: In Jamaika hätte man in der Kohle- und Energiepolitik einen Preis an die Grünen gezahlt. Wenn man eine große Koalition will, zahlt man an die SPD einen Preis in Arbeitnehmerfragen. Ich fände das auch richtig. Die CDU muss noch stärker die kleinen Leute in den Fokus ihrer Politik stellen. Wir müssen da an alte Wurzeln aus Norbert Blüms Zeiten anknüpfen. Mit der SPD können wir gemeinsam etwas hinbekommen etwa beim Thema stabile Renten, Erwerbsminderungsrenten, qualifizierte Mitbestimmung.
Finden Sie die Entscheidung von FDP-Chef Christian Lindner nachvollziehbar, kein Jamaika-Bündnis einzugehen?
Ich will darüber nicht urteilen, ich war nicht dabei. Ich halte aber nichts davon, auf die FDP raufzuknüppeln. Ich glaube nicht, dass sich die FDP diese Entscheidung leicht gemacht hat.