Gute Idee, schlechte Umsetzung: Spahns FFP2-Masken-Aktion ist ein Gesundheitsrisiko
Nicht alle Menschen sind mobil, nicht alle haben eine Apotheke in der Nähe. Masken-Coupons sind daher unsinnig. Was stattdessen helfen würde. Ein Kommentar.
Einer muss ja noch den Überblick behalten, schon gar in einer derart schwierigen Lage. Gesundheitsminister Jens Spahn scheint es nicht zu sein, der ihn hat. Warum? Es ist ja gut gemeint, dass er den mehr als 27 Millionen potentiellen Risikopatienten FFP2-Masken zukommen lassen will. Aber wie!
Während im Bundestag die Bundeskanzlerin für ihre Verhältnisse geradezu fleht um mehr Kontaktreduzierung, schickt Spahn die Gefährdeten auf den Weg, buchstäblich und im bürokratischen Sinn, sich die dringend benötigten Masken in einer Apotheke zu besorgen.
Da kommt Wolfgang Kubicki ins Spiel. In seinem jüngsten Facebook-Post schreibt der liberale Bundestags-Vizepräsident: „Das ist unter dem Gesichtspunkt des Infektionsschutzes nicht nur gefährlich, sondern auch in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht purer Irrsinn.
Benachteiligt werden diejenigen, die nicht mobil sind, und die Menschen auf dem Land, bei denen die Apotheke nicht um die Ecke steht.“ So klar hat bis jetzt noch keiner Spahn den Überblick abgesprochen.
Was tun, das vernünftiger wäre? Statt Millionen von fälschungssicheren Coupons, die Spahn an jeden Einzelnen versenden will (was für eine Geld- und Zeitverschwendung im Übrigen, weil das lange dauert), könnten die Masken doch besser direkt bestellt und dann kostenlos versandt werden, oder?
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Das müsste man doch hinkriegen können. Dazu wieder Kubicki: „Dann könnte man den Menschen auch die 2 Euro Eigenbeteiligung erlassen, denn statt sechs Euro, die Herr Spahn pro Maske ausgibt, zahlt man im einschlägigen Online-Handel teilweise pro Stück rund einen Euro und bekommt diese sogar versandkostenfrei vor die Haustür.
Bremen beweist: Der Ansatz ist richtig
Es ist schizophren, dass die Bürger vor der Wahl stehen, entweder dem Appell ihrer Kanzlerin zu folgen und zu Hause zu bleiben oder der Aufforderung von Jens Spahn, sich Masken abzuholen, die sie vor Infektionen sicher schützen.“
Und das schreibt prompt ein User, Carsten Stoewing: Er sei Risikopatient, Asthma und COPD, nebenbei noch 64 Jahre alt. Zur Apotheke 14 Kilometer, zurück noch mal. Das gehe per Bus, während des Schulkindertransports, oder per Taxi.
„Die Masken kann er behalten. Bus zu gefährlich und Taxi 50,00 €. Amazon liefert dafür mindestens 15 bis 20 Stück.“ Vielleicht kann sich Spahn noch einmal einen Überblick verschaffen. Denn richtig ist die Aktion schon: Das Bundesland Bremen hat die besten, niedrigsten Infiziertenzahlen, weil die Risikogruppen mit FFP2-Masken ausgestattet sind.