NSA-Enthüller: Snowden: "Wenn man das Richtige tut, muss man nichts bereuen"
Snowden prangert den unzureichenden Schutz von Whistleblowern in den USA an, damit nähme man auch die Möglichkeit auf Missstände hinzuweisen. Verfolgen Sie das Twitter-Ereignis in unserem Live-Blog.
Es ist ein seltener Moment: der US-Enthüller Edward Snowden äußert sich öffentlich. Normalerweise erregt er durch seine Geheimdienst-Dokumente, die er öffentlich macht, Aufmerksamkeit. Doch hin und wieder spricht er auch selbst. Zuletzt sagte er bei einer Weihnachtsansprache im britischen Fernsehen, dass heute geborene Kinder gar nicht mehr wüssten, was privat sei. Auch der Washington Post hat er vor Kurzem ein Interview gegeben. Heute stellt er sich gewissermaßen dem normalen Publikum. Auf einer Unterstützer-Webseite beantwortet er ab 21 Uhr Fragen, die man ihm via Twitter unter dem Hashtag #AskSnowden stellen kann. Wir begleiten das Ereignis in diesem Live-Blog.
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Snowden macht Schluss und sagt noch einmal, dass die umfassende Überwachung ein globales Problem sei, aber empfiehlt zuhause anzufangen und den eigenen Abgeordneten zu kontaktieren. Gut anderthalb Stunden hat sich der US-Enthüller nun öffentlich geäußert. Fragen hätte es noch viele weitere Stunden gegeben. Er hat keine Pauschalkritik an Geheimdiensten geübt, aber deutlich vor einer massenhaften Überwachung unschuldiger Bürger gewarnt. Ein Problem, das wie er sagt, nur international gelöst werden könne. Er hat gleichzeitig mehr Verschlüsselungstechnik gefordert und klar gemacht, dass er in die USA zurückkehren würde, wenn es einen besseren gesetzlichen Schutz für Whistleblower gäbe. Um sein Leben, auch das hat er zugegeben, müsse er fürchten, aber er wolle sich nicht einschüchtern lassen. An dieser Stelle beenden wir unseren Live-Blog. Wir bedanken uns für ihr Interesse und Sie, liebe Leserinnen und Leser, können am Ende des Blogs gerne weiter diskutieren.
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Snowden prangert nicht nur an, wie schon in einigen Antworten zuvor, als er sagte, nicht jede Spionage sei schlecht, verteidigt er nun andere Geheimdienstmitarbeiter. Diese hätten es nicht auf die normale Bevölkerung abgesehen. "Das sind gute Leute, die versuchen, das Richtige zu tun, und ich kann aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass sie über die selben Sachen besorgt sind wie ich es war." Man müsse vielmehr auf die hochrangigen Verantwortlichen schauen, die die verfassungswidrigen Programme genehmigten und keiner Kontrolle unterlägen. Auch auf das Geheimgericht Fisa müsse man blicken, weil die dieses die Programme einfach nur abnicke. "Die sind es, die uns in Schwierigkeiten mit der Verfassung bringen, indem sie uns haben zu weit gehen lassen."
Er sei sich bewusst, dass auch sein Leben auf dem Spiel stehe, antwortet Snowden auf eine Frage. Aber er lasse sich nicht einschüchtern. "Wenn man das richtige tut, hat man keinen Grund etwas zu bereuen."
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Snowden fordert weltweite Anstrengungen im Kampf gegen die massenhafte Überwachung. "Wir müssen zusammenarbeiten und uns auf internationale Normen verständigen, die Spionage eindämmen." Nationale Gesetze könnten die massenhafte Überwachung nicht einschränken. Snowden fordert weltweite Foren und Fonds, um die Sicherheit zu verbessern. Die Privatsphäre müsse nicht durch Gesetze geschützt werden, aber durch Technik und Forschung. "Der einfachste Weg, um die Sicherheit der Kommunikation in einem Land zu gewährleisten, ist diese weltweit abzusichern, das heißt bessere Standards, bessere Verschlüsselung, bessere Forschung."
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Eine interessante und auch nahe liegende Frage hat sich Snowden noch ausgesucht: Würde er in die USA zurückkehren? "In die USA zurückzukehren wäre sicher das beste für die Regierung, die Öffentlichkeit und für mich, aber es ist angesichts der aktuellen Whistleblower-Gesetze, die Menschen wie mir keinen Schutz bieten, nicht möglich." Das sei frustrierend, weil er so keine Chance auf einen fairen Prozess habe und nicht nach Hause könne, um die Dinge vor einem Gericht zu klären.
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Die Stunde ist rum und Obama geht in die Verlängerung. Bisher hat er viel über die Sammlung von Telekommunikationsverbindungsdaten geschrieben, er hat für Verschlüsselungstechnologien geworben und klar gestellt, dass er keine Passwörter geklaut und Mitarbeiter betrogen habe.
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"Nicht jede Art von Spionage ist schlecht", schreibt Snowden. Das größte Problem derzeit sei die neue Technik völlig unwillkürlicher Massenüberwachung, mit der Regierungen Millionen und Aber-Millionenfach harmlose Kommunikation speichern - jeden Tag. Das passiere nicht, weil es notwendig sei, sondern weil es die Technik einfach und billig mache. Es müsse möglich sein, dass ein Mensch telefoniere, eine SMS schreibe, oder eine Mail verschicke ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass alles gespeichert werde. Mittlerweile sei klar, dass "diese Programme uns nicht sicherer gemacht haben. Wir müssen umkehren." Das sei ein globales Problem, "aber Amerika muss voran gehen bei der Reparatur". Der Zustand der Massenüberwachung sei nicht gut für "unser Land" (die USA) und ist nicht gut für die Welt. "Ich konnte nicht länger still halten und zusehen, was passiert, egal, wie viel es mich kostet." Er fragt sich, wenn man gezielt in Systeme und sogar in Angela Merkels Handy reinkommen kann, wenn die Berichte stimmen, warum verschwenden wir unsere Zeit damit, die Verbindungsdaten von Großmüttern in Missouri zu sammeln."
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Snowden tippt seine Antwort zur Frage, ob Spionage überhaupt gebraucht wird noch. Mittlerweile hat es #AskSnowden auch in Deutschland in die Trending Topics geschafft.
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Dass Obama seine Rede zur NSA vor dem Bericht der Datenschutz- und Bürgerrechtskommission gehalten habe, bezeichnet Snowden als "interessant".
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Snowden nimmt sich Zeit. Seine Antworten sind in der Regel lang. Nur auf die Frage, ob er Passwörter gestohlen und gewissermaßen andere in Gefahr gebracht habe, sagt er: "Ich habe weder Passwörter gestohlen noch habe ich Mitarbeiter betrogen."
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Ein User will wissen, was Snowden von Obamas NSA-Reform hält. Snowden geht in seiner Antwort auf einen Aspekt ein, den er für unterbelichtet hält. Er prangert an, dass der Schutz von Whistleblowern in den USA nicht reiche. Zwar gebe es Gesetze, aber die schützten ausgerechnet Geheimdienstmitarbeiter nicht. Deshalb gebe es auch kaum Möglichkeiten, legal auf Missstände hinzuweisen. Snowden sagt: Wenn es ein gutes System gebe, um auf Missstände aufmerksam zu machen, dann "hätte ich vielleicht nicht so viel aufgeben müssen um etwas zu tun, was nun offenbar sogar der Präsident für nötig erachtet“. Er hatte keine andere Chance als diesen Weg zu gehen. "Wenn ich das, was ich über die verfassungswidrigen, aber geheimen Programme dem Kongress vorgetragen hätte, dann hätten sich mich als Straftäter verurteilen können."
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Es wird technisch: Snowden beantwortet eine Frage nach Verschlüsselungstechniken. Wichtig seien die Endpunkte der Kommunikation, dort müsse es starke Verschlüsselungen geben. Er empfiehlt gute Verschlüsselungstechniken beim Transport einer Nachricht.
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Jetzt geht es los. Wirklich final klären lässt es sich nicht, ob wirklich Snowden persönlich antwortet aber auf der Unterstützerseite tauchen jetzt die ersten Antworten auf. Ausgewählt wurde die Frage, ob Snowden glaubt, dass sich die Demokratie wieder von der NSA-Affäre erholen könne. Snowden: Ja. Unser Wertesystem macht unser Land stark." Man könne Gesetze ändern und den überbordenden Einfluss der Geheimdienste zurückweisen.
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Noch gibt es auf der Unterstützer-Webseite keine Antworten (Hier geht es zu der Seite, auf der die Antworten erscheinen sollen). Fragen dagegen eine Menge. Einige wollen wissen, ob er heute anders handeln würde als damals. Andere wollen, dass er die von Obama angekündigten Reformen bewertet. Ein User will wissen, warum er Wikileaks keine Kopie seiner Dokumente übergeben hat. Aber nicht alle stellen Fragen. CyberMonkey schreibt nur: "Thank you so much! If we ever meet, dinner is on me :)"
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Gleich geht es los und BlackadderBlog stellt via Twitter eine wichtige Frage: "Wie ist eigentlich gesichert, dass unter #AskSnowden tatsächlich Snowden antwortet - und nicht eine Regierung bzw. ein Geheimdienst?"
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Die weltweite Begeisterung für das "Interview" mit Snowden ist noch nicht ausgebrochen. In Deutschland hat es der Hashtag #AskSnowden um 20:50 Uhr noch nicht in die Trending Topics gebracht. Auf einer Weltkarte des Anbieters trendsmap.com kann man sehen, wo der Hashtag besonders im Einsatz ist derzeit. Und da ist Deutschland noch am stärksten mit Frankreich. Auch in den USA wird der #AskSnowden immer beliebter, aber in Asien und Afrika ist noch nicht viel davon zu sehen. (Hier geht es zur Karte)
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Ein bisschen großspurig ist das ganze schon. Auf der Unterstützerseite wird sein Auftritt als Antwort auf US-Präsident Barack Obama angekündigt, der vor einer Woche seine Reformpläne des Geheimdienstes NSA vorgestellt hatte. Es wird spannend zu beobachten sein, ob Snowden in ähnliche Fußstapfen tritt wie Julian Assange, der von vielen auch als großer Retter der Transparenz gefeiert wurde und dem dieser Ruhm auch etwas die Bodenhaftung geraubt hat.
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Snowden hat derzeit Asyl in Russland. Das läuft aber im Sommer aus und es ist noch unklar, was er anschließend macht. Möglicherweise äußert er sich heute dazu.
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Der ehemalige NSA-Mitarbeiter scheute bisher größere Auftritte. Auch einen Live-Video-Chat beispielsweise mit dem Untersuchungsausschuss des Europäischen Parlaments zum NSA-Skandal lehnte er ab, weil er befürchtet, dass so sein Aufenthaltsort bekannt werden könnte.
+++Bereits den ganzen Tag über kann man Fragen stellen. Einige Fragen nach seinen Zukunftsplänen, andere wollen etwas detaillierter wissen, wie seine Flucht aus den USA genau verlief. Ob Snowden diese Fragen beantwortet und welche er auswählt ist völlig offen. Klar ist, er wird die auswählen, die ihm am ungefährlichsten sind und mit denen er am besten eine Botschaft transportieren kann.