Streit um polnisches Weltkriegsmuseum: Sieg der Patrioten
Erst vor wenigen Tagen hatte in Danzig ein Weltkriegsmuseum eröffnet. Weil der rechtsnationalen Regierung das Ausstellungskonzept nicht passt, muss die Institution um seine Zukunft fürchten.
Die rechtsnationale Regierung Polens hat einen wichtigen Etappensieg errungen. Das Oberste Verwaltungsgericht gab am Mittwoch einer Klage des Kultusministeriums gegen das Danziger Museum des Zweiten Weltkrieges in letzter Instanz statt. Das erst vor zehn Tagen eröffnete Weltkriegsmuseum kann demnach mit dem winzigen „Museum der Westerplatte“ vereinigt werden, so wie es der rechtsnationale Kultusminister Piotr Glinski von der Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) will. „Die Vereinigung beider Museen erfolgt sobald wie nur möglich“, kommentierte Kultusminister Glinski das Urteil.
Museumsdirektor Pawel Machcewicz hatte schon vor dem Urteilsspruch vor einem Ende seines Museums gewarnt. Dessen Hauptausstellung war erst am letzten Märzwochenende der Öffentlichkeit übergeben worden und erhielt international sehr gute Rezensionen. Das bisher modernste Museum in Polen bemüht sich, die Geschichte des Zweiten Weltkriegs universell erfahrbar zu machen. Die bisher gehegte polenzentristische Sicht wird völlig über Bord geworfen.
Vor allem Letzteres passt der neuen polnischen Regierung überhaupt nicht. Das Kultusministerium stellte deshalb bereits einen Monat nach der PiS-Machtübernahme im Herbst 2015 den Plan der Vereinigung mit dem kleinen Museum der Danziger Halbinsel Westerplatte vor. Dort hatte der Zweite Weltkrieg am 1. September 1939 mit dem deutschen Beschuss des polnischen Munitionsdepots begonnen. Das kleine Museum besteht heute aus Bunkerruinen und ein paar Stellwänden in einem Wäldchen.
Laut der Museumsdirektion des Zweit-Weltkriegsmuseums geht es der PiS-Regierung bei der Zusammenlegung um die Berufung eines neuen Museumsdirektors sowie eine Änderung der Ausstellungskonzeption. Der heutige Direktor Machcewicz wurde nämlich Ende 2007 vom heutigen EU-Ratspräsidenten Donald Tusk, dem Erzfeind Kaczynskis, mit der Konzeption des Museums beauftragt und später von der liberalen Regierung als Direktor eingesetzt. Die rechtsnationale PiS hat das Museum immer als zu „universalistisch“ kritisiert und ihm vorgeworfen, die polnischen Verdienste nicht ausgiebig genug zu würdigen.
Heute jedoch begründet das Kultusministerium die geplante Zusammenlegung mit Sparzielen und dem historischen Symbolcharakter der Westerplatte. „Niemand will das Weltkriegsmuseum zerstören, vielmehr wollen wir es erweitern“, beruhigt Kultusminister Glinski. Weder Direktor Machcewicz noch die liberale Opposition schenken der PiS Glauben. Der liberale Danziger Bürgermeister Pawel Adamowicz von der oppositionellen Bürgerplattform hat bereits damit gedroht, dem zusammengelegten Doppelmuseum den Baugrund wieder zu entziehen. Die letzte Gerichtsschlacht um das weltweit einzigartige Weltkriegsmuseum ist damit vermutlich noch nicht geschlagen.