Nahostkonflikt: Sieben Palästinenser und ein israelischer Soldat sterben bei Gefecht in Gaza
Nach Monaten mit Zusammenstößen hatte sich die Lage in Gaza zuletzt etwas beruhigt. Jetzt nährt ein schwerwiegender Zwischenfall die Sorge vor neuer Gewalt.
Beim Einsatz einer israelischen Spezialeinheit im Gazastreifen sind am Sonntagabend sieben militante Palästinenser und ein israelischer Offizier getötet worden. Die israelische Armee teilte in der Nacht zum Montag mit, bei einem Schusswechsel sei ein weiterer Offizier verletzt worden. Israels Staatspräsident Reuven Rivlin zeigte sich am Montag „schockiert und traurig“ über den Tod des Soldaten.
Bei dem Vorfall nahe Chan Junis wurden nach Angaben der im Gazastreifen herrschenden Hamas mehrere Kämpfer des militärischen Hamas-Arms getötet, darunter auch ein örtlicher Kommandeur. Dieser war nach nach palästinensischen Angaben verantwortlich für das Graben von Tunneln, Raketenangriffe auf Israel sowie Angriffe auf israelische Soldaten. Insgesamt seien sieben Palästinenser umgekommen und sieben weitere verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit.
Der Vorfall nährte die Sorge vor einer neuen größeren Eskalation zwischen Israel und der Hamas. Das Büro des israelischen Ministerpräsidenten teilte mit, Benjamin Netanjahu habe angesichts der Sicherheitslage im Süden Israels einen Besuch in Frankreich verkürzt. Er sei noch in der Nacht zurück nach Israel geflogen.
Nach Darstellung der Hamas war die israelische Spezialeinheit mit einem zivilen Fahrzeug drei Kilometer weit in den südlichen Gazastreifen vorgedrungen. Ziel der Operation sei gewesen, den 37 Jahre alten Hamas-Kommandeur Nur Baraka zu entführen. Militante Palästinenser hätten allerdings die Spezialeinheit in ihrem Fahrzeug nahe Chan Junis entdeckt und die Identitäten der Israelis überprüft.
Israelis sollen Hamas-Kommandeur getötet haben
Dabei hätten die Israelis Nur Baraka getötet und seien anschließend in Richtung Grenze davon gefahren. Hamas-Kämpfer hätten das Feuer eröffnet und die Spezialeinheit verfolgt. Anschließend hätten israelische Kampfjets die Gegend beschossen, um den Soldaten den Rückzug zu ermöglichen.
Ein Sprecher der israelischen Armee betonte: „Dies war kein Tötungsversuch und kein Entführungsversuch.“ In einer Mitteilung hieß es lediglich, während eines Einsatzes im Gazastreifen sei es zu einem Schusswechsel gekommen. Das Militär sagte, entgegen Gerüchten seien bei dem Vorfall keine israelischen Soldaten entführt worden.
Die israelische Zeitung „Haaretz“ schrieb, die Armee habe bei der Operation möglicherweise Geheimdienstinformationen sammeln wollen - etwa über Angriffstunnel der Hamas nach Israel.
Nach dem Vorfall feuerten militante Palästinenser insgesamt 17 Raketen auf Israel ab. Drei davon seien von dem Abwehrsystem Iron Dome (Eisenkuppel) abgefangen worden, hieß es in der Mitteilung des israelischen Militärs. In israelischen Grenzorten wurde Raketenalarm ausgelöst.
Mehr als 200 tote Palästinenser seit März
Die israelische Armee teilte mit, während eines Einsatzes im Gazastreifen sei es zu einem Schusswechsel gekommen. Das Militär betonte, entgegen Gerüchten seien bei dem Vorfall keine israelischen Soldaten entführt worden.
Seit März sind bei teilweise gewaltsamen Protesten an der Gaza-Grenze nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums mehr als 220 Palästinenser getötet worden. Die Demonstranten fordern eine Aufhebung der seit mehr als einem Jahrzehnt bestehenden Gaza-Blockade sowie eine Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge in Gebiete, die heute zu Israel gehören.
Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen. Es mangelt unter anderem an Trinkwasser und Elektrizität. Die Hamas wird von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft.
Ägypten bemühte sich zuletzt intensiv um eine Beruhigung der Lage. Am Donnerstag hatte es Israel nach Medienberichten Gesandten aus Katar erlaubt, Koffer mit Bargeld in Höhe von 15 Millionen Dollar (13 Millionen Euro) in den Gazastreifen zu bringen. Dies sollte der Hamas unter anderem ermöglichen, ausstehende Gehälter seiner Angestellten im Gazastreifen zu zahlen. (dpa)