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Joseph Dunford soll Nachfolger von Martin Dempsey als US-Generalstabschef werden.
© AFP

Neuer US-Generalstabschef: Sie nennen ihn "Fighting Joe"

Joseph Dunford wird neuer Generalstabschef der amerikanischen Streitkräfte. Der Afghanistan-Veteran gilt als tadelloser Soldat. Doch das Verhältnis zwischen Präsident Obama und dem US-Militär ist angespannt.

Im März 2003 überquerte US-Offizier Joseph Dunford mit dem 5. Marineinfanterie-Regiment über eine Autobahn von Kuwait aus die irakische Grenze. Seine Männer gerieten in schwere Kämpfe mit den Truppen des Diktators Saddam Hussein, das Wetter war schlecht, der Nachschub knapp. Zwölf Marines starben, 120 wurden verletzt. Doch Dunfords Truppe marschierte weiter Richtung Norden am Fluss Tigris vorbei bis nach Bagdad.

Seit der US-Invasion in den Irak hat General Dunford in der US-Armee einen Spitznamen: „Fighting Joe“ nennen ihn seine Kameraden, bis heute. Eben diesen Dunford will der amerikanische Präsident am Dienstag zum Generalstabschef aller US-Streitkräfte ernennen. Dunford beerbt Martin Dempsey, der im Herbst seinen Posten an den 59-Jährigen abgeben wird. Als „Chairman of the Joint Chiefs“ dient Dunford dann Präsident Obama, dem Verteidigungsminister und dem Nationalen Sicherheitsrat als erster Militär-Berater.

Dunford, der in einem Vorort von Boston aufwuchs, blickt auf eine steile Karriere im US-Militär zurück: Erst im letzten Jahr war er zum Oberbefehlshaber des Marine Corps ernannt worden, dem er seit 1977 angehört. Zuvor hatte Dunford die internationale Nato-Schutztruppe ISAF in Afghanistan geführt. Dunfords Berufung fällt in eine Zeit, in der das US Militär um eine klare Ausrichtung ringt. Während Präsident Obama 2014 eine Politik der militärischen Zurückhaltung und eine Konzentration auf den pazifischen Raum ankündigte, stehen noch immer 9800 US-Soldaten in Afghanistan. Weitere 3000 Ausbilder kümmern sich um den Aufbau der irakischen Armee im Kampf gegen die IS-Terrororganisation.

Obamas Verhältnis zum US-Militär gilt als angespannt

Dunfords Rat als erfahrener Afghanistan-Veteran wird im Pentagon und im Weißen Haus sicher ernst genommen. Bislang warb der General für Obamas Plan zur Verkleinerung der Marine-Streitkräfte von 202.000 auf 182.100 Einheiten. „Wir haben durch die Verschlankung der Truppenzahl sogar einen Vorteil“, erklärte Dunford im April vor Soldaten. Seit Obamas Amtsantritt gilt das Verhältnis seiner Regierung zum US-Militär als angespannt. Zahlreiche Generäle haben das in ihren Augen unüberlegte Vorgehen des Präsidenten im syrischen Bürgerkrieg nicht vergessen. Daran hat auch Dunfords Vorgänger Dempsey wenig ändern können. Diesem Kampf an der Heimatfront wird sich „Fighting Joe“ bald stellen müssen.

Paul Middelhoff

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