Ukraine-Krise: Separatisten verlassen weiteren wichtigen Stützpunkt in der Ukraine
Inmitten der Diskussion um neue Krisengespräche in der Ostukraine meldet die Regierung einen militärischen Durchbruch. Jetzt muss sich zeigen, wie groß das Interesse aller Seiten an Verhandlungen ist.
Im Ukraine-Konflikt haben die prorussischen Separatisten nach ihrer Hochburg Slowjansk offenbar auch den benachbarten Stützpunkt Kramatorsk aufgegeben. Nach massivem Vorrücken der Armee würden sich die militanten Gruppen nun in der Stadt Donezk sammeln, sagte ein Sprecher der Aufständischen am Samstag. Die Führung in Kiew nannte die Rückeroberung der beiden Orte „einen der größten Siege“ seit Beginn der „Anti-Terror-Operation“ Mitte April. Sie gilt auch als Erfolg für den seit einem Monat amtierenden Präsidenten Petro Poroschenko, der wegen seiner einseitigen Waffenruhe kritisiert wurde. Radikale Kräfte fordern einen harten Kurs gegen Separatisten.
Der von den Separatisten ernannte Bürgermeister von Slowjansk hat den Rückzug der prorussischen Milizionäre aus ihrer bisherigen Hochburg bestätigt. "Die (prorussischen) Kämpfer sind abgezogen", sagte Wolodymyr Pawlenko am Samstag der Nachrichtenagentur AFP in einem Telefonat. Die ukrainische Armee sei aber noch nicht in die Stadt vorgerückt. In Slawjansk herrsche ein Machtvakuum.
Das Innenministerium hatte zuvor mitgeteilt, dass sich die Separatisten weitgehend aus Slawjansk zurückgezogen hätten. Rebellen-Kommandeur Igor Strelkow und ein "Großteil" der aufständischen Kämpfer seien nach Geheimdienstinformationen vom Samstagmorgen aus der Stadt im Osten des Landes geflohen, erklärte Innenminister Arsen Awakow auf Facebook. Eine Beobachterin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch bestätigte die Angaben des Innenministeriums.
Strelkow hatte sich am Freitag an die Regierung in Moskau gewandt und gewarnt, seine Kämpfer könnten die Anfang April eroberte Stadt ohne russische Hilfe nicht mehr lange halten. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat indes eine erneute einseitige Waffenruhe im Kampf gegen prorussische Separatisten ausgeschlossen. Einen Dialog könne es nur geben, wenn alle Konfliktparteien gleichermaßen die Bedingungen dafür einhalten würden, sagte Poroschenko nach Beratungen mit den Fraktionsvorsitzenden des ukrainischen Parlaments in Kiew.
Eine Feuerpause ist Teil von Gesprächen, die die Führung in Kiew und die Aufständischen anstreben. Es war aber unklar, ob ein für diesen Samstag geplantes Treffen unter Vermittlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zustande kommt. Bei erneuten Gefechten in der krisengeschüttelten Ostukraine wurden der Armee zufolge sieben Soldaten getötet und sechs verwundet. (dpa, AFP)