Jahrestag des Referendums zur Unabhängigkeit: Separatisten blockieren in Katalonien Straßen und Bahnstrecke
Im Herbst 2017 wurde in Katalonien über die Unabhängigkeit von Spanien abgestimmt. An diesem Montag jährt sich das umstrittene Referendum zum ersten Mal.
Am ersten Jahrestag des von Madrid verbotenen Unabhängigkeitsreferendums haben Demonstranten in Katalonien wichtige Straßen und Bahngleise blockiert. Hunderte Aktivisten besetzten am Montag in Girona nördlich von Barcelona die Gleise eines Hochgeschwindigkeitszuges, wie die Bahngesellschaft Renfe mitteilte.
Fernsehsendern zufolge blockierten Unabhängigkeitsbefürworter in Barcelona und Lleida wichtige Straßen. Nach Angaben der Behörden waren auch die Autobahn A7 zwischen Barcelona und Valencia und die A2 zwischen Barcelona und Madrid blockiert. In Barcelona zogen am Montag Studenten in einem Protestzug durch die Innenstadt. In Sant Julia de Ramis hielten führende Separatisten Reden, während andere die Stimmabgabe vor einem Jahr nachstellten.
Bereits am Wochenende war es im Zentrum von Barcelona zu Zusammenstößen zwischen Separatisten und der Polizei gekommen. Katalanische Sicherheitskräfte wurden von den Unabhängigkeitsbefürwortern unter anderem mit Farbpulver attackiert, als sie verhindern wollten, dass diese sich einer Demonstration der Nationalpolizei und der Zivilgarde näherten.
Rund 3000 Beamte der Polizeieinheiten Policía Nacional und Guardia Civil wollten mit einer Kundgebung ihre Kollegen ehren, die im vergangenen Jahr bei dem als illegal eingestuften Referendum in den Wahllokalen im Einsatz waren. Beim Versuch, Bürger an der Stimmabgabe zu hindern, war es damals auch zu Gewalt gekommen.
Die katalanische Polizei hätte eine Kette gebildet, um die Demonstrationen der Separatisten und der zentralstaatlichen Sicherheitskräfte getrennt zu halten, berichteten spanische Medien. Einige der rund 6000 Separatisten hätten dann aber mit Gewalt versucht, die Polizeikette zu durchbrechen, und die Beamten unter anderem mit Farbbeuteln und Eiern beworfen. Sechs Personen seien festgenommen worden, 24 weitere seien leicht verletzt worden, hieß es unter Berufung auf die Behörden.
Der jahrelange Streit um die Abspaltung Kataloniens war vor einem Jahr eskaliert. Das von Madrid untersagte Referendum wurde trotz eines massiven Polizeiaufgebots am 1. Oktober abgehalten. Am 27. Oktober rief das katalanische Parlament einseitig die Unabhängigkeit Kataloniens aus. Die spanische Zentralregierung setzte daraufhin die Regionalregierung ab. Mehrere katalanische Unabhängigkeitsbefürworter wurden inhaftiert, der ehemalige Regionalpräsident Carles Puigdemont und mehrere seiner Kabinettsmitglieder flohen ins Ausland. Ihnen werden unter anderem Rebellion und Aufruhr vorgeworfen.
Im Dezember waren in der Region Neuwahlen abgehalten worden. Nach dem Amtsantritt der neuen katalanischen Regierung im Mai wurde die Zwangsverwaltung beendet. Aber auch der neue Regionalpräsident Quim Torra besteht auf das „Recht auf Selbstbestimmung“ der Katalanen. (dpa, AFP)