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Die republikanischen Präsidentschaftskandidaten Jeb Bush, Ted Cruz und Donald Trump
© AFP/Getty Images/Spencer PLatt

TV-Debatte der Republikaner zur US-Wahl: Selbst Donald Trump fehlten mal die Worte

Trump, Bush, Cruz, Rubio: Zwischen den republikanischen Parteifreunden flogen die Fetzen. Eine Woche vor der Vorwahl in South Carolina wird der Ton scharf bei den Konservativen.

Die persönlichen Attacken erreichen eine Schärfe, die selbst den hart gesottenen Donald Trump bisweilen  zu überraschen schienen. Vorwürfe wie "Lügner", "Kinderschänder" oder "im Herzen ein Demokrat" sind unter republikanischen Parteifreunden schließlich nicht alltäglich.

Eine knappe Woche vor der nächsten Vorwahl der Konservativen in South Carolina am 20. Februar griffen vor allem Jeb Bush, aber auch Marco Rubio und Ted Cruz den "Frontrunner" der Umfrage, Donald Trump, in der TV-Debatte in Greenville, South Carolina, in der Nacht zu Sonntag hart an. An einer Stelle, als Bush ihm ungewohnt emotional vorwarf "Ich bin es leid, dass du hier ständig meine Familie herabsetzt", blieb Trump mit offenem Mund stehen, statt zu reagieren.

Ansonsten bestätigte Trump seinen Ruf als unberechenbarer Freigeist, indem er Glaubenssätze der Konservativen furchtlos auseinandernahm. "Der Irakkrieg war ein dicker, fetter Fehler", sagte Trump - eine Kritik am damaligen Präsidenten George W. Bush, die man sonst eher von Demokraten hört.

Und als Rubio dessen Terrorabwehr auf die unter Republikanern gewohnte Weise verteidigte - "Amerika war unter ihm sicher geschützt" - warf Trump nur trocken ein: der Angriff auf New York an 9/11 ereignete sich unter seiner Regierung, "das nenne ich nicht sicher". 

Keine Chance für Außenseiter

Die Ausgangslage nach den ersten beiden Vorwahlen: Trump wollte sein Image, der jede Situation beherrschende "Winner" zu sein, verteidigen. Rubio, der nach einer katastrophalen Debatte in New Hampshire nur Fünfter geworden war - er hatte einen Satz über Obama mehrfach wortgleich wiederholt, so dass er wie ein Sprechautomat in Erinnerung bliebe - brauchte einen starken Auftritt, um seinen Absturz zu  bremsen.

Bush, der in Iowa unter ferner liefen abgeschnitten hatte aber in New Hampshire besser ankam und einen ordentlichen vierten Platz vor Rubio belegte, musste diesen leichten Aufwärtstrend ausbauen. Rechtsaußen Ted Cruz darf in South Carolina, wo nun auch die Rivalen ernsthaft um Wähler buhlen, nicht einbrechen. Das würde Zweifel an ihm wecken, da der Staat mit seinen vielen erzkonservativen und religiösen Wählern ein nahezu ideales Pflaster für ihn ist. Für die verbliebenen beiden, den liberalen Konservativen John Kasich und den Außenseiter Ben Carson, ist dort wenig zu holen.

Tod eines Richters wird zum Machtkampf

Trump bietet viele Angriffsflächen, das zeigte die Debatte. Und man fragt sich, ob er überhaupt so weit oben in den Umfragen stünde, wenn seine Rivalen ihn früher so konsequent angegangen wären wie jetzt in der CBS-Debatte. Kurz zuvor kam die Nachricht, dass Antonin Scalia, ein ideologisch verlässlicher Richter am Supreme Court, im Alter von 79 Jahren gestorben ist. Was zwei Fragen aufwirft: Nach welchen Kriterien würden sich die Kandidaten leiten lassen, wenn sie als Präsident Verfassungsrichter vorschlagen? Und, zweitens, sollen die Republikaner Präsident Obama einen Nachfolger für Scalia ernennen lassen oder die vorgeschriebene Bestätigung im Senat dazu nutzen, den Prozess zu verzögern und gar scheitern zu lassen, damit erst der nächste - womöglich republikanische - Präsident die Lücke füllt?

Natürlich sprachen sich nahezu alle für "Delay" aus, die Verzögerungstaktik. 

Trump ist verwundbar

Die Rivalen warfen Trump aber auch vor, dass er kein verlässlicher Konservativer sei. Sie erinnerten daran, dass Trump früher auch Demokraten hohe Wahlkampfspenden bezahlt und sich für Abtreibungsrechte ausgesprochen habe.

Nur einer beteiligte sich an diesem Hauen und Stechen sowie den persönlichen Herabsetzungen nicht: John Kasich, der leutselige Gouverneur von Ohio, der in New Hampshire einen überraschend starken zweiten Platz belegt hatte. Er fordert Republikaner und Demokraten zu Kompromissbereitschaft auf, damit Amerika regierbar bleibe. Nach einem weiteren hitzigen Wortwechsel zwischen Bush, Trump und Rubio rief er in gespielter Verzweiflung: "Leute, was ihr da macht, ist doch verrückt."

Unter dem Strich hat die Debatte deutlich gemacht: Trump ist verwundbar, seine Führung in den Umfragen ist kein unabänderliches Naturgesetz. Bush hat einen leichten Punktgewinn erzielt, war aber kein strahlender Sieger. Rubio hat sich weder geschadet noch verbessert. Er wirkte nicht souverän, sondern im Übermaß bemüht und redete zu schnell wie ein Streber, der durch Ausbreitung seines Wissens einen Patzer überdecken will. 

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