14 Tote in Somalia: Schwerer Anschlag in einem zunehmend befriedetem Land
Der Anschlag der Al-Schabaab-Milizen in der somalischen Hauptstadt Mogadischu mit 14 Toten trifft ein Land, in dem erstaunlich effektive afrikanische Friedenstruppen die Terrormilizen zuletzt immer erfolgreicher in die Schranken gewiesen haben.
Eigentlich sollte dieses Jahr für Somalia zum Wendepunkt für einen weniger brüchigen Frieden werden. Dieses Motto hatte zumindest die international anerkannte Übergangsregierung ausgegeben, die seit 2004 besteht. Zwar wird das Land am Horn von Afrika seit fast 25 Jahren von einem Bürgerkrieg erschüttert, doch hat sich die Sicherheitslage vor allem in der einst bitter umkämpften Hauptstadt Mogadischu in den letzten beiden Jahren so verbessert, dass inzwischen viele tausend Somalis aus dem Ausland zurückgekehrt sind, um beim Aufbau ihres Landes zu helfen.
Dass die seit Langem hier ansässige Terrormiliz Al Schabaab, ein Ableger des internationalen Terrornetzwerks Al Qaida, jedoch noch immer eine gewisse Schlagkraft besitzt, zeigt ihr Angriff am Freitag auf ein beliebtes Hotel im Herzen der somalischen Kapitale. Bei dem Angriff, der fast zwölf Stunden dauerte und erst am Samstagmittag von einer somalischen Spezialeinheit gewaltsam beendet werden konnte, kamen mindestens 14 Menschen ums Leben, darunter auch der somalische Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf. Zahlreiche andere Diplomaten konnten sich offenbar durch einen Sprung aus dem Fenster retten und entkommen.
Zuerst eine Autobombe gezündet
Wie die Behörden mitteilten, hatten Angehörige der Al Schabaab-Miliz am Freitag zunächst eine Autobombe vor dem vor allem von Diplomaten und Geschäftsleuten frequentierten Hotel gezündet. Anschließend waren sechs Islamisten in das Gebäude gestürmt und hatten dort neben dem Diplomaten auch Wach- und Geschäftsleute getötet. Sicherheitskräfte umstellten daraufhin das Hotel und drangen später in das Gebäude vor. Erst am Vormittag sei nach langen Auseinandersetzungen der letzte Extremist getötet worden, hieß es aus Kreisen der Regierung.
Das Hotel ist vor allem deshalb populär, weil es sich an der Hauptstraße zwischen dem Präsidentenpalast und dem internationalen Flughafen befindet. Luxusunterkünfte sind besonders häufig Anschlagsziele der Islamisten. Erst zu Monatsbeginn war vor demselben Hotel eine Autobombe explodiert. Auch für diesen Anschlag hatte Al Schabaab später die Verantwortung übernommen.
Die Terrormiliz verübt in Mogadischu immer wieder einzelne Anschläge und greift dabei bevorzugt Regierungsgebäude und Hotels an. Trotz großer Verluste kontrolliert Al Schabaab noch immer Teile des Südens von Somalia. Die Bevölkerung leidet zudem unter der permanenten Gewalt verfeindeter Stammesmilizen und krimineller Banden, die das Land weiter mit Terror überziehen.
Der Westen pumpt seit Jahren Geld und Expertise nach Somalia, um neue politische Strukturen und Institutionen zu schaffen – und um die unerwartet effektive afrikanische Friedenstruppe (Amisom) zu unterstützen, deren inzwischen 22 000 Soldaten die islamische Miliz vor drei Jahren aus Mogadischu drängten und seitdem immer neue Bodengewinne erzielt haben.
Terrormiliz in der Defensive
Obwohl sich die Terrormiliz in der Defensive befindet, hat Al Schabaab noch immer Zugriff auf Millionen Dollar, vornehmlich durch den Export von Holzkohle. Diese wird mit den für die Region typischen kleinen Dhow-Segelschiffen über das Meer in die nahe gelegenen Golfstaaten geschafft. Die aus ostafrikanischem Akazienholz gewonnene Kohle ist pechschwarz, hat eine hohe Brenndauer und ist deshalb in Arabien äußerst beliebt. Im Gegenzug erhält Al Schabaab regelmäßig Waffenlieferungen aus dem Jemen. Zwar versucht die im Golf von Aden aktive internationale Schutztruppe im Rahmen ihres Anti-Piraten-Einsatzes seit Langem, den Kohle- und Waffenhandel zu stoppen. Allerdings ist der UN-Sicherheitsrat über ein gemeinsames Vorgehen zerstritten.
Auch Deutschland leistet in Somalia seit Längerem einen Beitrag zur Stabilisierung der Region. So trainiert und berät die Bundeswehr die somalischen Streitkräfte. Erst zu Monatsbeginn hatte das Bundeskabinett beschlossen, die Beteiligung deutscher Soldaten an der EU-geführten Ausbildungsmission um ein weiteres Jahr zu verlängern. Gegenwärtig halten sich acht deutsche Soldaten zur Ausbildung der regulären Streitkräfte von Somalia in Mogadischu auf. Laut Beschluss dürfen es maximal 20 sein.