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Rebellen setzen in Aleppo eine selbstgemachte, archaisch wirkende Kanone ein.
© imago/ZUMA Press

Aleppo: Schwere Gefechte - Kindern droht ohne Wasser "stiller Tod"

Schwere Gefechte toben in Aleppo, wo Regimekräfte und Rebellen um die letzte Versorgungsroute kämpfen. Die Lage ist dramatisch.

In der nordsyrischen Stadt Aleppo sind schwere Gefechte um die letzte Versorgungsroute der Rebellen ausgebrochen. Die Strecke verläuft vom Süden in den Ostteil der Stadt, der von Regimegegnern kontrolliert wird. Jets hätten mehrere Angriffe auf Rebellengebiete geflogen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwoch. Die radikale Miliz Ahrar al Scham meldete, Rebellen hätten einen Angriff regimetreuer Kräfte abgewehrt. Zugleich kamen bei einem Granatangriff von Rebellen auf Gebiete unter Kontrolle des Regimes sieben Menschen ums Leben.

Regimeanhänger kontrollieren den Westen der geteilten Stadt, oppositionelle Truppen den Osten. Regimegegnern war es kürzlich gelungen, die Versorgungsroute freizukämpfen, nachdem die Rebellengebiete zuvor von der Außenwelt abgeschnitten waren. Im Ostteil herrscht akuter Mangel an Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischem Material.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt vor einem „stillen Tod“ von Kindern in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo infolge des akuten Wassermangels. In dem von Regierungstruppen umzingelten Ostteil gebe es nur noch Wasser aus Brunnen, im Westteil sei fließendes Wasser komplett ausgefallen. Den ohnehin schlecht ernährten Kindern drohe bei den hohen Tagestemperaturen Dehydrierung, viele litten unter Durchfall. Wenn sie dann noch verschmutztes Wasser trinken, könne dies zum Tod führen. „Wir sehen die Gefahr ganz klar“, sagte ein Sprecher: „Wir sind extrem besorgt.“ Bis Anfang August unterstützte Unicef-Partnerorganisationen bei der Impfung von Kindern, etwa gegen Masern und Kinderlähmung. Auch im Ostteil sei es zu diesem Zeitpunkt noch möglich gewesen, von Tür zu Tür zu gehen und Impfungen vorzunehmen. Dann sei der Nachschub abgeschnitten worden.

Es gibt nur noch einen Arzt pro 10.000 Menschen

Laut Unicef sind viele Kinder unter den rund 35.000 Menschen, die von Ost- nach Westaleppo geflohen sind und nun in Parks, auf der Straße oder in Moscheen leben. In einer Feuerpause von 48 Stunden, wie sie die UN fordern, könne das Umspannwerk der Stadt repariert und so die Wasserversorgung wiederhergestellt werden. Ärzte ohne Grenzen erklärte, bei einer Bevölkerungszahl von noch bis zu 300.000 Menschen gebe es in der Stadt noch ungefähr 35 Ärzte. Keine Kriegspartei garantiere Helfern, dass sie unbeschadet ihre Arbeit tun könnten. Dies verstoße gegen internationales Recht.

Der katholische Ortsbischof von Aleppo, Antoine Audo, warnte indes am Dienstag vor einer internationalen Einmischung in den Syrienkonflikt. Eine politische Lösung müsse aus dem Innern des Landes kommen. (dpa/epd/KNA)

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