OPCW in Syrien: Schüsse und Sprengsatzattacke auf UN-Mitarbeiter in Duma
UN-Sicherheitsmitarbeiter sind nach Angaben der OPCW im syrischen Duma unter Beschuss geraten. Wann die Chemiewaffen-Experten mit ihren Ermittlungen beginnen können, ist unklar.
Die Untersuchung der internationalen Chemiewaffenexperten zum mutmaßlichen Giftgasangriff in Syrien verzögert sich immer weiter. Nach Angaben aus der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) verschoben die Experten ihre für Mittwoch angekündigte Inspektion in Duma wegen eines Angriffs auf UN-Mitarbeiter.
OPCW-Direktor Ahmet Üzümcü sagte bei einem Treffen am Sitz der Gruppe in Den Haag nach Angaben von Teilnehmern, ein Vorausteam der Vereinten Nationen sei in Duma beschossen worden. Bei dem Zwischenfall sei auch ein Sprengsatz detoniert, teilte Üzümcü weiter mit.
Die Vereinten Nationen bestätigten den Vorfall ebenfalls. Keiner der UN-Mitarbeiter sei verletzt worden und es habe auch keine größeren Schäden an der Ausrüstung gegeben, sagte UN-Sprecher Stéphane Dujarric. „Soweit ich weiß, konnten sie Duma in denselben Autos verlassen, in denen sie gekommen waren.“ Wer geschossen habe, sei unklar.
Das UN-Team sollte die Lage in der Stadt erkunden, bevor Experten der OPCW ihre Untersuchung eines möglichen Giftgasangriffs aufnehmen. Die OPCW soll mit Hilfe von Interviews, Bluttests und Bodenproben vor Ort nach Belegen für den mutmaßlichen Angriff suchen. Die Zeit für die Spurensicherung drängt. Die mutmaßliche Attacke war bereits am 7. April.
Beweise können verschwinden
Am Dienstag hatten syrische Staatsmedien berichtet, die OPCW-Experten seien in Duma eingetroffen. Kurz vor den Berichten äußerte sich Frankreich besorgt, dass Beweise für eine Giftgas-Attacke syrischer Einheiten gegen die Bevölkerung verschwinden könnten, wenn die Inspekteure nicht rasch ihre Untersuchungen in der einstigen Rebellen-Bastion aufnehmen könnten.
UN-Sprecher Dujarric sagte, die Lage sei derzeit „unberechenbar“ und die Sicherheitssituation müsse untersucht werden, bevor die UN-Mitarbeiter erneut nach Duma fahren könnten. „Jeder will, dass der Einsatz so bald wie möglich losgeht. Und wir tun alles, um das zu ermöglichen. Wenn ein Tatort untersucht werden muss, drängt natürlich die Zeit.“
USA machen Syrien für Verzögerung bei OPCW-Ermittlungen verantwortlich
US-Verteidigungsminister Jim Mattis hat Syrien für Verzögerungen bei den Ermittlungen zum mutmaßlichen Giftgaseinsatz bei Damaskus verantwortlich gemacht. Die Regierung habe dafür gesorgt, dass die internationalen Experten nicht zu den entsprechenden Orten gelangen könnten, beklagte Mattis am Mittwoch bei einem Treffen mit seinem Kollegen aus dem Golfstaat Katar in Washington. Bereits in der Vergangenheit habe die Regierung die Zeit nach einem Angriff genutzt, um Beweise zu beseitigen.
Duma war zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Angriffs in der Hand islamistischer Rebellen, steht inzwischen aber unter Kontrolle der syrischen Regierung und seines Verbündeten Russland. Westliche Staaten machen die syrische Regierung für den mutmaßlichen Giftgasangriff verantwortlich. Nach Angaben der syrischen Zivilschutzorganisation Weißhelme wurden dabei mehr als 40 Menschen getötet.
OPCW-Direktor Üzümcü erklärte, er wisse nicht, wann das Expertenteam nach Duma geschickt werden könne. Dies werde er auch erst in Erwägung ziehen, wenn aus Sicht der UN die Sicherheit gewährleistet sei und das OPCW-Team „ungehinderten Zugang“ zum mutmaßlichen Angriffsort bekomme.
Die UN-Sicherheitsexperten hatten zwei Orte in Duma besucht, erklärte Üzümcü. Am zweiten Ort sei es unter Beschuss gekommen und ein Sprengsatz sei explodiert. Das Team sei nach Damaskus zurück gekehrt. Die UN-Sicherheitsexperten würden nun gemeinsam mit den syrischen und russischen Einheiten die Sicherheitslage prüfen.
Der mutmaßliche Einsatz von Chemiewaffen hatte eine militärische Vergeltungsaktion der USA gemeinsam mit Frankreich und Großbritannien nach sich gezogen. Sie machen Syrien für den Angriff verantwortlich. Die syrische Führung und ihr Verbündeter Russland bestreiten, dass C-Waffen in Duma eingesetzt wurden. (dpa/Reuters/TSP)