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Walter Schulz und Doris Harst, die Geschwister von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz.
© dpa

SPD-Kanzlerkandidat: Schulz' Geschwister erzählen über "den Martin"

In einer neuen Biografie über Martin Schulz kommen vor allem zwei seiner Geschwister zu Wort. Ihre Erzählungen bringen noch Neues über den SPD-Kanzlerkandidaten zu Tage.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz war ein verwöhntes Kind. Ein Junge, der gelernt hatte, die Aufmerksamkeit der Älteren auf sich zu ziehen. Und ein Jugendlicher, der als Kapitän die Fußballmannschaft glauben machen konnte, man werde ein 3:0 schon noch rumbiegen. So erzählen es zumindest seine Geschwister.

Bei der Vorstellung der Biografie „Verstehen Sie Schulz“ von Journalist Martin Häusler sitzen zwei von ihnen am Mittwoch auf dem Podium – Kronzeugen quasi für den ganz persönlichen Werdegang des Kanzlerkandidaten. Sie bekamen mit, wie Schulz im Abitur scheiterte. Sie hielten zu ihm, als er alkoholsüchtig wurde. Sie unterstützten ihn – bei der Gründung seines Buchladens und der politischen Karriere.

Sollen die Geschwister es jetzt rausreißen?

So ganz wohl, das merkt man, fühlen sich die beiden im Zentrum der Aufmerksamkeit nicht. Schwester Doris Harst – schwarzer Zopf, Jeansjacke – hat die Lippen aufeinander gekniffen, Bruder Walter Schulz ist an den äußersten Rand des Podiums gerutscht. Zwar war dieser Auftritt wohl schon länger geplant – doch in der aktuellen Lage wirkt er deplatziert. Nach den Wahlen im Saarland und in Schleswig-Holstein bröckelt der Hype um Schulz. Sollen die Geschwister es jetzt wieder rausreißen?

Doch die beiden haben nicht vor, sich zu den politischen Entwicklungen zu äußern. Harst und Schulz verlegen sich darauf, von früher zu erzählen, den Menschen Martin Schulz noch menschlicher zu machen. Auch Journalist Häusler ist das nur recht. Seine These: Schulz trägt die erdrückende Last seiner Familiengeschichte mit sich herum. Er hat sogar Psychologen herangezogen, die das bestätigen sollen.

Schulz sollen oft die Tränen gekommen sein

Dem bodenständigen Bruder Walter Schulz ist das zu abstrakt. Aber er erzählt davon, wie der Krieg und die vielen Toten die Familie prägten. Wie der Großvater, Martin Dahmen, kurz nach der Geburt von Martin Schulz verstarb – und wie sehr Martin Schulz’ Mutter darunter litt. Auch um die Geige, die Vater Josef in Kriegsgefangenschaft baute, geht es an diesem Vormittag. Sie hängt mittlerweile bei Martin Schulz in seiner Heimatstadt Würselen an der Wand und erinnert an den ungelebten Traum seines Vaters, Berufsmusiker zu werden.

Schulz seien bei den Gesprächen mit ihm oft die Tränen gekommen, sagt Autor Häusler. Die Geschwister wirken dagegen wenig emotional. Nur ganz am Ende geht Doris Harst dann doch noch auf den Druck ein, der derzeit auf ihrem Bruder lastet: „Ich mache mir Sorgen um den Menschen Martin Schulz“, sagt sie. Doch klar ist auch: Die Geschwister werden für ihn da sein – egal wie es ausgeht.

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