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Regelbetrieb? Es ist unklar, wie es nach den Ferien weitergehen soll.
© dpa

Streit um Präsenzunterricht: Schulen sollen sich nach den Ferien weiter an Corona-Regeln halten

Es werden mehr Infektionen unter Jugendlichen erwartet. Die Bundesregierung lässt FFP2-Masken für Kinder entwickeln.

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Weil die Fallzahlen der ansteckenderen und gefährlicheren Delta-Variante des Coronavirus größer werden und Kinder weiter überwiegend ungeimpft gegen die Erkrankung an Covid-19 sind, fordern Politiker und Virologen eine gute Vorbereitung des Schulanfangs nach den Sommerferien.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet damit, dass Maskenpflicht oder Wechselunterricht im Herbst wieder notwendig werden können. Charité-Virologe Christian Drosten warnte wiederholt vor mehr Infektionen in Schulen, wenn die meisten Erwachsenen schon geimpft sind.

In Großbritannien sei gerade in den Schulen eine starke Zunahme an Ausbrüchen der Delta-Variante zu beobachten – zum Teil auch, weil das familiäre Umfeld erst einmal geimpft sei. Er hält daher eine schnelle Impfung auch von Kindern und Jugendlichen für wichtig.

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Mobilitätsforscher Kai Nagel von der TU Berlin rechnet ab Herbst mit neuen Infektionswellen und warnt davor, in Schulen auf Tests, Masken und Abstand zu verzichten. Mit einer solchen Herbstwelle sei eventuell schon ab September zu rechnen, wenn die Aktivitäten wieder auf Vor-Corona-Niveau ansteigen.

Die Impfung auch jüngerer Teile der Bevölkerung sei aus epidemiologischer Sicht sinnvoll, so Nagel. Optimal wäre es, wenn sie bereits in den Sommermonaten umgesetzt werden könnte. In Berlin entfällt die Maskenpflicht zwar in der Ferienbetreuung und in der Sommerschule – nach den Ferien ist sie aber wieder vorgesehen: Wenn die Schulen am 9. August in den vollständigen Präsenzunterricht gehen, müssen Schüler in den ersten zwei Schulwochen in geschlossenen Räumen Masken tragen.

Auch Testpflicht bleibt bestehen

Auch die Testpflicht bleibt nach den Ferien bestehen: Pädagogen müssen sich in den Präsenztagen vor Schulbeginn zweimal testen lassen, Schüler müssen sich in ihrer ersten Schulwoche dreimal, danach zweimal pro Woche testen. „Testen, Maskenpflicht und Lüften sind für den Präsenzunterricht obligatorisch“, sagte SPD-Bildungspolitikerin Maja Lasic dem Tagesspiegel.

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Linken-Politikerin Regina Kittler betont, man müsse die Inzidenzwerte in den Ferien beobachten. Bei einem Anstieg könne es „auch sein, dass es zu Schulbeginn zum Teilungsunterricht kommt“. Auch die Bildungsverwaltung schließt laut Sprecher Thorsten Metter nicht aus, „dass bei Infektionsgeschehen einzelne Schulen wieder in den Wechselunterricht übergehen“; das werde „schulgenau“ entschieden.

Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD), warnt dagegen vor frühzeitigen Festlegungen auf weitere Einschränkungen des Regelunterrichts: „Die KMK hat für Präsenzunterricht plädiert und das sollte nicht vorzeitig in Frage gestellt werden“, sagte sie dem Tagesspiegel knapp.

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FFP-2-Masken für Kinder

Die Bundesregierung sieht „angesichts des fortgesetzten Pandemiegeschehens einen Bedarf für geeignete Kindermasken“ und will FFP2-Masken für Kinder einführen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) habe die Normung einer Infektionsschutzmaske beim Deutschen Institut für Normung initiiert, die auch Masken in Kindergrößen berücksichtigen soll, erklärte das Arbeitsministerium auf eine Anfrage der Grünen.

Für den Fall, dass Masken für Schüler eingeführt werden, „muss Berlin diese selbstverständlich bestellen“, forderte Kittler. Auch Lasic erwartet eine entsprechende Bestellung von Seiten des Landes. Der Sprecher der Bildungsverwaltung sagte das auf Anfrage des Tagesspiegels zu.

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