Russischer Staatskonzern: Schröder wird bei Rosneft offenbar Chef des Aufsichtsrats
Nicht nur bloßes Mitglied: Russlands Regierung will den Altkanzler sogar zum obersten Kontrolleur des Staatskonzerns machen, berichtet die Agentur Tass.
Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder ist von Russlands Regierung als Chef des Aufsichtsrats des Staatskonzerns Rosneft gebilligt worden. Die russische Agentur Tass beruft sich auf einen Informanten, der ein entsprechendes Dokument eingesehen hat.
Nach dieser Quelle wurde das Dokument Mitte September unterzeichnet. "Nach diesem Dokument wurde Schröder als Kandidat als Vorsitzender des Aufsichtsrats von Rosneft nominiert", zitiert Tass den Informanten. Rosneft gab laut Tass keine Stellungnahme dazu ab. Die außerordentliche Sitzung der Anteilseigner von Rosneft findet am Freitag statt. Dort wird eine endgültige Entscheidung erwartet.
Dass Schröder in den Rosneft-Aufsichtsrat einziehen soll, ist seit längerem bekannt. Unklar war bisher noch die genaue Aufgabe gewesen. Die Personalie Schröder hatte im Bundestagswahlkampf scharfe Kritik vor allem bei der CDU und bei der Opposition in Berlin ausgelöst. Die Europäische Union hat den Staatskonzern Rosneft wegen Russlands Rolle im Ukraine-Konflikt 2014 mit Sanktionen belegt.
Sowohl Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch Politiker der Grünen hatten Schröder wegen seiner Entscheidung kritisiert, SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz hatte sich von Schröder distanziert.
Der Altkanzler steht immer wieder wegen seiner Nähe zu Putin in der Kritik
Der Altkanzler hatte seine Entscheidung zu Rosneft damit begründet, dass Rosneft auch bei der Energieversorgung Deutschlands eine wichtige Rolle spiele. Er sei von BP, Glencore und Katar gebeten worden, Mitglied des Aufsichtsrats zu werden. "Es ist vernünftig, in einem internationalen Konzern, der sich mit Energiesicherheit beschäftigt, mitzuarbeiten", sagte er Ende August auf einer SPD-Veranstaltung im niedersächsischen Rotenburg an der Wümme. Auch sei Rosneft keineswegs, wie vielfach angenommen, "der verlängerte Arm der russischen Regierung".
Schröder wandte sich auch grundsätzlich gegen eine "Dämonisierung Russlands". Er stehe zu seinem Engagement dort, "weil ich glaube, aus ökonomischen wie politischen Gründen, dass es nicht vernünftig ist, unseren größten Nachbarn Russland ökonomisch und politisch zu isolieren". Er werde das Angebot annehmen: "Es geht um mein Leben, und darüber bestimme ich - und nicht die deutsche Presse."
Schröder steht immer wieder wegen seiner engen Verbindungen zu Russland und dessen Präsident Wladimir Putin in der Kritik. Er ist seit dem Ende seiner aktiven Politikerkarriere Vorsitzender des Aktionärsausschusses für die Ostsee-Pipeline Nord Stream. Der russische Staatskonzern Gazprom hält die Mehrheit an dem Konsortium. os