„Notwendige Sanktionen“ – aber beidseitige Fehler: Schröder fordert Russland zum Ende des Ukraine-Krieges auf
Für die Nähe zu Russland und Staatschef Putin wird der Altkanzler kritisiert. Nach der Eskalation versucht er zu vermitteln – allerdings nur zaghaft und online.
Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder hat Russland aufgefordert, den Krieg und das damit verbundene Leid für die Menschen in der Ukraine schnellstmöglich zu beenden. „Das ist die Verantwortung der russischen Regierung“, erklärte Schröder auf seiner Seite im Online-Netzwerk Linkedin.
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Der Altkanzler fügte hinzu, dass in den vergangenen Jahren viel über Fehler und Versäumnisse im Verhältnis zwischen dem Westen und Russland gesprochen worden sei. „Und es gab viele Fehler – auf beiden Seiten.“ Dennoch schrieb der 77-Jährige: „Aber auch Sicherheitsinteressen Russlands rechtfertigen nicht den Einsatz militärischer Mittel.“
Bei den jetzt „notwendigen Sanktionen“ müsse darauf geachtet werden, dass diese die verbliebenen politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Verbindungen zwischen Europa und Russland nicht ganz kappten, schrieb Schröder.
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Diese Verbindungen seien „trotz der gegenwärtig dramatischen Lage die Basis für eine Hoffnung, die wir alle haben: dass ein Dialog über Frieden und Sicherheit auf unserem Kontinent wieder möglich ist“, schrieb Schröder weiter.
Altkanzler mit besten Verbindungen zum Kreml
Schröders Engagement für russische Energiefirmen löst seit Jahren heftige Kritik aus. Auch führende SPD-Politiker hatten ihren Parteigenossen zuletzt dafür kritisiert, dass er die Ukraine für die Eskalation mit Russland verantwortlich gemacht hatte.
Schröder gilt als langjähriger Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er ist zudem Aufsichtsratschef beim staatlichen russischen Energiekonzern Rosneft und hat Führungspositionen bei den Pipeline-Projekten Nord Stream und Nord Stream 2.
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Die Erdgasleitungen durch die Ostsee verbinden Russland und Deutschland, die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 wurde inzwischen allerdings von der Bundesregierung auf Eis gelegt.
Für Aufsehen sorgte Schröder zuletzt, als er vor dem Angriff Forderungen der Ukraine nach Waffenlieferungen als „Säbelrasseln“ kritisierte. (dpa, Reuters)