Trend bei Twitter: #Schneegida-Gestöber über Deutschland
Was ist bedrohlicher - Schneefall im Winter oder die Islamisierung des Abendlandes? In witzigen Kurznachrichten kommentierten Twitter-Nutzer die Parolen des islamfeindlichen "Pegida"-Bündnisses.
Das ist ein Trend: Mit dem Hashtag #schneegida nehmen Twitter-Nutzer die Parolen von "Pegida" auf's Korn. Gut passend zum Wintereinbruch im Nordosten Deutschlands, bei dem eine breite Schneefront am Montag Berlin und Brandenburg erreichte, gibt es zahlreiche Kurznachrichten, in denen satirisch Stimmung gemacht wird gegen die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes".
"Warum machen eigentlich Politik und Lügenpresse nichts gegen die Verschneiung des Abendlandes?", verglich ein Nutzer den Schneefall mit der vermeintlichen Islamisierung Deutschlands. In einem weiteren Tweet heißt es: "Wir haben ja hier bei uns gar nichts gegen Schnee - aber dieser Schnee ist nicht von hier." Ein anderer Twitter-Nutzer schrieb: "Über Nacht in unsere schöne Stadt einfallen und dann nur rumliegen. Das hamwa gern."
An anderer Stelle hieß es: "Gelber Schnee muss unverzüglich abgeschoben werden" oder aber "Am Anfang sind's nur ein paar Flocken. Das geht ja noch. Aber irgendwann erkennst du dein eigenes Land nicht mehr wieder". Ein weiterer Twitter-Nutzer schrieb kurz und knapp: "Ich bin gegen die Eislamisierung unserer Städte!" Ein anderer Kurzkommentar: "Nicht jede Schneeflocke ist kriminell. Aber treten sie in Massen auf, liest und hört man doch überall vom Wintereinbruch."
"Sollen wir jetzt alle von diesen Schneeflocken aufnehmen? Typisch - die kommen doch nur zu uns, weil es kalt ist! #schneegida", schrieb ein Nutzer. Und ein anderer twitterte: "In manchen Städten trauen sich Rentner schon nicht mehr auf die Straße! #schneegida" In einem weiteren Tweet heißt es: "Ich habe nichts gegen Schnee, solang er sich an unser Klima anpasst und Regen ist.". Ein anderer User kommentiert: "Schneegegendemonstranten ziehen durch die Straßen, skandieren 'Taut ab, Taut ab'".
Selbst der ehemalige SED-Chef schaltete sich ein.
Mehr noch als in Dresden, wo nur sehr wenige Muslime leben, ist #schneegida ein Thema in Berlin.
Wenn "Pegida" schon Intoleranz fordert, soll das #schneegida nicht auch noch tun.
Schon vor der #schneegida-Aktion gab es auf Twitter andere, die satirisch gegen "Pegida" vorgehen - etwa die österreichischen Kabarettisten Gebrüder Moped. Sie machten bei #schneegida ebenso mit wie der Twitter-Nutzer @pegida_, der mit viel Witz die Diskussionen um die islamfeindliche Bewegung aufnimmt. "Daher sind wir gegen die Islandisierung deutscher Städte. Sonst sieht das hier bald wie in Reykjavík aus", hieß es am Sonntag in einem Tweet.
Thema wurde #schneegida dann am Montag auch im Radio - beim Südwestrundfunk. Der verbreitete eine Auswahl der besten Tweets. "Hurra, das Internet wird nicht nur ausgedruckt, SWR-info liest es auch vor, schrieb der "Spiegel"-Journalist Torsten Beeck, der dort mit in die Auswahl kam. Auch der "Stern" lobte die sehr lustige Aktion, mit der "Pegida" verspottet wird: "Der Wintereinbruch als Steilvorlage zur Satire", schrieb die Zeitschrift auf ihrem Online-Portal. (mit dpa/AFP)