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Kardinal Marx am Montag zu Beginn der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe.
© Arne Dedert/dpa

Äußerungen zu Flüchtlingen: Scheuer zieht Kritik von Kardinal Marx auf sich

Kardinal Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, und EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm zeigen sich entsetzt über CSU-Generalsekretär Scheuer.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat sich von Forderungen der CSU in der Flüchtlingsdebatte distanziert. Er sei „erschrocken und verärgert“ über Äußerungen, die nur darauf abzielten, wie Deutschland Flüchtlinge loswerden könne, sagte Marx am Montag zum Auftakt der Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda. „Diese Tonlage ist nicht hilfreich für die Integration Hunderttausender Flüchtlinge.“

Mit Blick auf die politische Debatte warnte Marx davor, Ressentiments gegen andere Kulturen und Religionen zu schüren. Die vielen in Deutschland lebenden Migranten brauchten das Gefühl, willkommen zu sein. CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hatte am Donnerstag erklärt: „Das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre hier - als Wirtschaftsflüchtling -, den kriegen wir nie wieder los.“

Marx appellierte an die Politik, zu einer Sprache zurückzufinden, die sich an den Problemen orientiere. Als „rote Linien“ für die Kirche bezeichnete der Münchner Erzbischof, dass jeder Flüchtling, der an die Grenze komme, menschenwürdig behandelt werden und ein faires Verfahren erhalten müsse. Außerdem dürfe niemand in Krieg und Verfolgung zurückgeschickt werden.

Zugleich forderte der Kardinal dazu auf, auch die Erfolge bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen zu sehen. „Die Situation ist herausfordernd, aber es ist auch vieles in Gang gekommen“, sagte er. „Es ist sehr viel geleistet worden.“ Es gebe keinen Rückgang bei Hilfsbereitschaft und Solidarität der Bundesbürger.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zeigt sich ebenfalls entsetzt über die Äußerungen von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. „So redet man nicht über Menschen“, solche Sätze seien „Futter für Rechtspopulisten“, sagte der bayerische Landesbischof am Montag dem Evangelischen Pressedienst.

Scheuer spricht von "bewusster Zuspitzung"

Am Sonntag erklärte Scheuer, der Ausspruch sei „eine bewusste Zuspitzung“ in einem längeren Gesprächsbeitrag gewesen. „Im Zusammenhang ging es um die Schwierigkeit, abgelehnte Bewerber nach einem abgeschlossen, rechtsstaatlichen Verfahren wieder zurückzuführen, wenn diese sich über einen längeren Zeitraum hier aufhalten“, sagte er der „Mittelbayerischen Zeitung“.

Bedford-Strohm sagte, dass ihn diese Aussage schockiert habe. Wenn Flüchtlinge sich durch Fußballspielen oder Mitwirkung in Gottesdiensten am gesellschaftlichen Leben beteiligen, könne man das nur begrüßen. Dass die Asylverfahren so lange dauerten, könne den Flüchtlingen nicht vorgeworfen werden. „Sie leiden selbst darunter. Sollen Flüchtlinge drei Jahre lang in ein Ghetto gesperrt werden?“

Auch katholische Kirchenvertreter kritisierten Scheuer heftig: „Wo bleibt hier noch das Christliche?“, fragte der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann. Auch wenn Scheuer jetzt zurückrudere und von einer Zuspitzung spreche: „Welch beleidigendes Denken steckt hinter einer solchen Aussage! Wie wird hier Stimmung gegen junge Flüchtlinge gemacht!“

Hofmann sagte weiter, er freue sich über jeden Jugendlichen, der als Ministrant in einer Gemeinde integriert wird, „egal aus welchem Land er oder sie kommt“. Das christliche Menschenbild gebiete, jedem Menschen mir Respekt zu begegnen, „auch wenn sein Asylantrag abgelehnt wird“.

Am Wochenende hatte bereits der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs deutlich auf Scheuers Aussagen reagiert. „Na dann, liebe Pfarreien und Sportvereine, lasst das mal mit eurer Integrationsarbeit. Herr Scheuer übernimmt“, schrieb er im sozialen Netzwerk Facebook. In Richtung der CSU fragte er: „Geht's hier nur ums Loswerden aller, ohne Rücksicht auf Asylverfahren? Dann brauchen wir auch keine Deutschkurse und Übergangsklassen. Aber in den Spiegel sehen können wir dann auch nicht mehr.“ Er forderte von der Partei „etwas mehr Differenzierung statt Sport- und Kirchenschelte“. (KNA/epd)

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