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Stemmt sich gegen den Bundestrend: Der hessische SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel.
© Frederik von Erichsen/picture alliance/dpa

Die SPD vor der Landtagswahl in Hessen: Schäfer-Gümbel, ein Kämpfer im Gegenwind

Zum dritten Mal ringt SPD-Spitzenkandidat Thorsten Schäfer-Gümbel um die Macht in Wiesbaden. Am Donnerstag legt er sein Programm vor. Reicht das?

Eine Rampensau war er nie. Auch im dritten Anlauf probiert es Thorsten Schäfer-Gümbel deshalb wieder mit Seriosität und klassischen SPD-Themen. Am Donnerstag um 11 will der Spitzenkandidat der Hessen-SPD in Wiesbaden seinen "Hessenplan+" vorstellen – und rührt vorab kräftig die Werbetrommel. "Ich bin der festen Überzeugung, wir können den Wandel gestalten. Wir können Zukunft jetzt machen – optimistisch, zupackend und mutig", sagt der Oppositionsführer des Landes, das seit 19 Jahren von der CDU regiert wird. Er setzt darauf, dass die Wähler von Ministerpräsident Volker Bouffier die Nase voll haben und den Wechsel wollen.

Für Schäfer-Gümbel könnte die Landtagswahl Ende Oktober nach 2009 und 2013 die letzte Chance sein, an die Regierung zu kommen. Als der Sohn eines Zeitsoldaten die Führung der Hessen-SPD von der gescheiterten Andrea Ypsilanti übernahm, galt er als Lückenfüller ohne Profil, manche machten sich damals über den Mann mit der dicken Brille lustig. Den Respekt seiner Genossen und politischen Gegner musste sich der Vertreter des linken Parteiflügels mit Fleiß und Hartnäckigkeit über Jahre erarbeiten. Seit 2013  ist der 49-Jährige auch stellvertretender Bundesvorsitzender der SPD, kümmert sich um Finanz- und Kulturpolitik.

Die Malaise der Sozialdemokratie im Bund ist auch zwischen Darmstadt und Fulda nicht ohne Auswirkung geblieben: Laut jüngsten Umfragen könnte die Hessen-SPD bei der Wahl mehr als acht Prozentpunkte gegenüber ihrem Ergebnis von 2013 (30,7 Prozent) einbüßen, sie kommt nämlich nur auf 22 Prozent. Auch deshalb wird in der Landespartei über mangelnde Rückendeckung und fehlende Akzente der eigenen Minister in der großen Koalition in Berlin geklagt.

Doch auch die CDU von Ministerpräsident Bouffier könnte laut den Demoskopen mehr als sieben Prozent verlieren. Für eine Fortsetzung der Koalition mit den Grünen, die gegenwärtig 14 Prozent auf die Waage bringen, würde das nicht reichen. Weil die FDP wohl eher ungern die dritte Kraft in einer eingespielten Koalition aus CDU und Grünen abgeben würde, besteht die Chance, dass ein solches Ergebnis der SPD den Weg in die große Koalition freimacht. Im dritten Anlauf könnte Schäfer-Gümbel die Christdemokraten dann zwar nicht in die Opposition schicken, aber zumindest Vize-Ministerpräsident und Finanzminister seines Heimatlandes werden.

Doch davor steht noch eine harte Prüfung: Zwei Wochen vor den Hessen wählen die Bayern. Dort hat die SPD so abgewirtschaftet, dass sie mit Spitzenkandidatin Natascha Kohnen in Umfragen bei wenig mehr als zehn Prozent liegt. Ein solches Wahldesaster südlich des Mains aber würde eine neue Debatte über das Ende der SPD als Volkspartei erzwingen – und damit vor dem Schlussspurt in Hessen noch mehr Last auf die Schultern des Wahlkämpfers Schäfer-Gümbel laden.

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