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Sarkozy
© dpa

Frankreich: Sarkozy: Zusammenbruch im Park

Nach seinem Schwächeanfall raten die Ärzte Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy zu "relativer Ruhe".

Man kennt Nicolas Sarkozy als Energiebündel, stets unter Hochspannung und immer auf dem Sprung. Um alles kümmerte sich Frankreichs Präsident selbst, vom Konflikt im Kaukasus bis zur Krise des Weltfinanzsystems. 65 Länder besuchte er seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren, manche mehrmals. Und wenn zwischen zwei Terminen noch Zeit war, nutzte er die für sein tägliches Jogging. Jetzt hat das Image des hyperaktiven Präsidenten erstmals ernsten Schaden erlitten. Der „Omnipräsident“, wie ihn die französischen Medien getauft haben, muss in Zukunft kürzertreten.

Knapp 24 Stunden nach dem Schwächeanfall, den er am Sonntag bei seinem Lauftraining im Park von Versailles erlitt, durfte Sarkozy am Montag das Pariser Militärkrankenhaus Val de Grâce zwar wieder verlassen. Die medizinischen Tests hätten keine Hinweise auf Herz-Kreislauf-Probleme oder neurologische Störungen ergeben, hieß es in einem vom Élysée-Palast verbreiteten Kommuniqué. Der Schwächeanfall als Folge von Erschöpfung, sommerlicher Hitze und hoher Arbeitsbelastung sei folgenlos geblieben. Allerdings hätten ihm die Ärzte eine Periode „relativer Ruhe“ empfohlen, ein Rat, dem Sarkozy folgte, indem er sich mit seiner Frau Carla Bruni zum Wochenendsitz der Präsidenten nach Versailles begab. Eine im Élysée-Palast anstehende Amtshandlung delegierte er an Finanzministerin Christine Lagarde, eine Rede am heutigen Dienstag am Mont Saint-Michel in der Normandie verschob er auf unbestimmte Zeit. Nach der letzten Kabinettssitzung vor der Sommerpause am Mittwoch macht er Urlaub in der Villa der Familie seiner Frau an der Côte d’Azur.

Nicht allein der Schwächeanfall des Präsidenten hat die Franzosen aufgeschreckt. Es war auch die Art, wie die Öffentlichkeit davon erfuhr, die in den Medien Diskussionen auslöste. Dass der Präsident kurzzeitig das Bewusstsein verloren hätte, wie ein Augenzeuge berichtete, der aus nächster Nähe miterlebte, wie ein bleicher und völlig erschöpfter Sarkozy am Sonntagmittag im Park von Versailles zusammenbrach, wurde später vom Élysée-Palast dementiert. Die Spekulationen über die Schwere des Schwächeanfalls waren damit nicht tot.

Wie heikel die Frage nach der Gesundheit französischer Präsidenten ist, zeigt sich auch jetzt wieder. Anders als die Vorgänger Pompidou und Mitterrand, die ihre Krankheiten verheimlichten, hatte Sarkozy bei seiner Wahl versprochen, die Nation regelmäßig über seine Gesundheit zu informieren. Dass er sich im Oktober 2007 wegen eines Abzesses am Hals operieren ließ, wurde erst Monate danach durch eine Indiskretion bekannt. Sein letztes ärztliches Bulletin wurde am 3. Juli veröffentlicht. Kein Befund, hieß es darin. Nun aber wird, wie „Le Monde“ schreibt, jeder Husten, jede Ermüdung, jeder abgesagte Termin Sarkozys die Öffentlichkeit aufhorchen lassen.

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