Die Linke: Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sind neue Fraktionsvorsitzende
Die Linke hat eine neue Fraktionsspitze. Gregor Gysi hatte sich zuvor in einer Pressekonferenz verabschiedet. Er bleibt aber Abgeordneter.
Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sind die neuen Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag. Die Abgeordneten der stärksten Oppositionskraft wählten die beiden am Dienstag mit großer Mehrheit als Nachfolger von Gregor Gysi, der nach zehn Jahren abtritt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Dienstag von Teilnehmern der Fraktionssitzung. Wagenknecht erhielt 78,3 Prozent der Stimmen, Bartsch 91,6 Prozent.
Die 46-jährige Wagenknecht gilt als Wortführerin des linken Parteiflügels, der auf einen strammen Oppositionskurs der Linken setzt. Der 57-jährige Bartsch zählt zu den gemäßigten Reformern, die zum größten Teil aus Ostdeutschland stammen und eine rot-rot-grüne Koalition auf Bundesebene anstreben.
Gysi war seit 1990 insgesamt 20 Jahre Chef der Abgeordneten seiner Partei im Bundestag. Nur zwischen 2000 und 2005 gab es eine Pause, in der der heute 67-Jährige Berliner Wirtschaftssenator war und dann für drei Jahre ganz aus der Politik ausstieg.
Der langjährige Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, hatte sich vor der Neuwahl der Fraktionsspitze in einer Pressekonferenz verabschiedet. Er bleibe Bundestagsabgeordneter. "Ich habe nicht die Absicht die Erde zu verlassen und auch nicht den Bundestag."
In einem Interview der Deutschen Presse-Agentur sagte Gysi, dass er auch bei einem Regierungswechsel zu Rot-Rot-Grün keine Spitzenposten mehr anstrebe. „Dann muss ich nicht Minister werden. Ich würde dann ja auch schon in meinem neuen Lebensabschnitt stecken, zu dem das nicht mehr passte.“
Der 67-Jährige zeigte sich zuversichtlich, dass es seinen Nachfolgern gelingen werde, die gespaltene Fraktion zusammenzuführen. „Wenn sie einen Kompromiss für die Partei und die Fraktion suchen und finden und er von der Mehrheit akzeptiert wird, dann geht es“, sagte er.
Gysi wird dem Bundestag weiter angehören und wird stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Außerdem will er eine Autobiografie schreiben. „Und dann kommen noch neue Sachen auf mich zu, über die ich aber noch nicht reden darf“, sagte er.
Dietmar Bartsch erwartet Meinungsverschiedenheiten mit Sahra Wagenknecht. "Wir werden nicht jede Position einheitlich haben", sagte Bartsch am Dienstagmorgen im RBB-Sender Radio Eins. Als Beispiel nannte er die Europapolitik. "Es sind Herausforderungen, vor denen wir stehen, wo es ja furchtbar wäre, wenn wir wieder zu einer Einheitspartei verkümmern würden."
Gysi habe die unterschiedlichen Kräfte in der Partei zusammengehalten, sagte Bartsch. "Ja, er hat manches zugedeckt." Allerdings sei er sich mit Wagenknecht "in 90 Prozent der Fragen" einig, etwa in der Sozial-, Gesundheits- und Energiepolitik. "Da gibt es überhaupt keine Differenzen." (Tsp/dpa)
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