Stockholmer Friedensforschungsinstitut: Rüstungsgeschäfte auf rund 350 Milliarden Euro gestiegen
Im globalen Waffenhandel steigen die Umsätze, an der Spitze stehen Unternehmen aus den USA. Auf der Liste der Top 100 sind auch vier deutsche Unternehmen.
Russland hat einem Bericht zufolge Großbritannien als zweitgrößten Produzenten von Rüstungsgütern der Welt nach den USA abgelöst. Russische Konzerne hätten 2017 Militärgüter und Militärdienstleistungen im Wert von umgerechnet 33 Milliarden Euro verkauft, schreibt das Internationale Friedensforschungsinstitut in Stockholm (Sipri) in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Das entspricht 9,5 Prozent der Verkäufe der 100 weltgrößten Rüstungskonzerne. Insgesamt nahmen die Rüstungsverkäufe weltweit um 2,5 Prozent auf knapp 350 Milliarden Euro zu.
Unter den 100 größten Rüstungskonzernen befänden sich inzwischen zehn russische Unternehmen, heißt es in dem Bericht. Deren Verkäufe hätten im Vergleich zu 2016 um 8,5 Prozent zugelegt.
"Die Waffenverkäufe russischer Unternehmen haben seit 2011 deutlich zugenommen", erklärte Sipri-Experte Siemon Wezeman. Grund seien unter anderem die wachsenden Verteidigungsausgaben Russlands zur Modernisierung seiner Armee.
Russland rückt damit bei Rüstungsverkäufen auf den zweiten Platz vor, den seit 2002 Großbritannien innehatte. Im vergangenen Jahr verkauften britische Rüstungsunternehmen Waffen, weitere Rüstungsgüter und militärische Dienstleistungen im Wert von umgerechnet etwas über 31 Milliarden Euro.
Die USA bleiben laut Sipri der mit Abstand größte Waffenproduzent der Welt: Unter den 100 größten Rüstungskonzernen befinden sich 42 US-Unternehmen, die 2017 Rüstungsgüter im Wert von umgerechnet knapp 200 Milliarden Euro verkauften. Das entspricht 57 Prozent der Verkäufe der 100 größten Konzerne.
Chinesische Waffenhersteller nicht im Bericht
Mit Verkäufen von umgerechnet rund 39 Milliarden Euro ist Lockheed Martin der größte Rüstungskonzern der Welt. Größter russischer Rüstungskonzern ist dem Bericht zufolge Almas-Antej. Das Unternehmen kommt mit Verkäufen in Höhe von 7,6 Milliarden Euro auf den zehnten Platz weltweit. Chinesische Waffenhersteller werden in dem Sipri-Bericht wegen fehlender verlässlicher Daten nicht aufgeführt.
Weltweit legten die Verkäufe der 100 größten Rüstungskonzerne 2017 das dritte Jahr in Folge zu, wie es in dem Sipri-Bericht heißt.
Auf der Liste der Top 100 stehen auch vier deutsche Unternehmen, darunter Rheinmetall, Thyssen-Krupp und Hensoldt. Diese verzeichneten 2017 insgesamt ein Plus von zehn Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Insgesamt betrug der Anteil Deutschlands an den globalen Verkäufen im vergangenen Jahr 2,1 Prozent.
Die Präsidentin der Hilfsorganisation Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, bezeichnete dies in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" als "Skandal". Kriege und Konflikte würden neben dem Klimawandel als "die größten Armutstreiber weltweit gelten". Entwicklungshilfe könnte mehr Wirkung erzielen, wenn Gewaltkonflikte nicht "fortlaufend ihre Ergebnisse zerstören würden". Füllkrug-Weitzel sagte, die deutsche Rüstungsexportkontrolle sei zu schwach, und es finde keine effektive Endverbleibskontrolle der exportierten Waffen statt. „Die Bundesregierung muss sich minimal an ihre selbstgesetzten Grundsätze halten und keine Rüstungsgüter mehr in Kriegs- und Krisengebiete und an Staaten, die Menschenrechte verletzen, exportieren“, verlangte sie. (AFP, epd)