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Nicht nur die niedrigen Temperaturen machen dem Gaspreis zu schaffen.
© Natalia KOLESNIKOVA / AFP

Gaspreis auf Rekordhoch: Russland und der Winter lassen Europa zittern

Der Streit um Nordstream 2 sowie die niedrigen Temperaturen machen Gas zu einem teuren Gut. Russland hat zu alledem eine Pipeline nach Deutschland gesperrt.

Die winterliche Kälte und die diplomatischen Auseinandersetzungen mit Lieferland Russland haben den Gaspreis in Europa auf ein Rekordhoch steigen lassen. Am Gasmarkt TTF in den Niederlanden sprang der Preis bis zum frühen Dienstagnachmittag um fast 20 Prozent auf 175,00 Euro pro Megawattstunde. Auch der Preis für britisches Erdgas zur Lieferung im kommenden Monat stieg stark.

Beide Preise hatten zuletzt am 6. Oktober Rekordhöhen erreicht: Der TTF-Preis lag damals bei 162,125 Euro, der Preis für britisches Erdgas bei 407,82 Pence je Therm - am Dienstag erreichte er 435,00 Pence. Damit liegen die Preise mittlerweile acht Mal so hoch wie zu Jahresbeginn.

Zudem hat Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Pipeline Jamal-Europa gestoppt. Die Gaspipeline Jamal-Europa führt von der Jamal-Halbinsel in Sibirien durch Russland, Belarus und Polen nach Deutschland.

Nachdem die Lieferung in den vergangenen Tagen bereits stark abgenommen hatte und für kurze Zeit komplett stillstand, wurde das Gas am Dienstag in die entgegengesetzte Richtung gepumpt - von Deutschland nach Polen.

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Wie der deutsche Netzwerk-Betreiber Gascade erklärte, werde das Gas von der Verdichterstation Mallnow in Brandenburg für den Rest des Tages nach Osten geleitet. Der Gaspreis ist wegen der nach den Corona-Shutdowns anziehenden Wirtschaft in den vergangenen Wochen Tagen stark gestiegen.

Gas-Stopp angeblich unabhängig von Politik

Russland erklärte, die Umkehrung der Gaslieferung sei eine rein kommerzielle Entscheidung und habe nichts mit Politik und den Streitigkeiten um die Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 zu tun. Aus Polen hieß es, der russische Gaslieferant Gazprom erfülle seine vertraglichen Verpflichtungen. Die nach Osten gerichteten Lieferungen seien von Polen beauftragt worden. Von Gazprom war zunächst kein Kommentar zu erhalten.

Schon in den vergangenen Monaten kam über die Jamal-Pipeline weniger Gas nach Deutschland als üblich. Anfang November war das Gas schon einmal für ein paar Tage in die entgegengesetzte Richtung gepumpt worden.

Europa streitet über die Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 durch die Ostsee, die Europa mit russischem Gas versorgen soll. Gegner des Projekts kritisieren die Leitung als geopolitisches Instrument in den Händen Russlands. Mehrere EU-Länder fordern von Deutschland, die Pipeline im Ukraine-Konflikt als Druckmittel gegen Russland einzusetzen. Die Bundesregierung ist in der Frage uneins.

Hinzu kommt, dass die Gasspeicher in Europa weniger voll sind als sonst zu Beginn des Winters. Außerdem liefern die Windkraftanlagen witterungsbedingt derzeit weniger Energie, so dass mehr Gas gebraucht wird. (AFP, dpa)

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