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Ein zerstörter Panzer steht auf einer Hauptstraße in der Nähe von Brovary, nördlich von Kiew.
© Felipe Dana/AP/dpa

Schlacht um die ukrainische Hauptstadt: Russische Truppen offenbar 25 Kilometer vor Stadtzentrum von Kiew

Die russische Panzerkolonne rückt immer näher an die ukrainische Hauptstadt. Einwohner Kiews und der umliegenden Kleinstädte kämpfen um ihre Heimat.

Der Großteil der russischen Bodentruppen befindet sich nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums etwa 25 Kilometer vom Zentrum Kiews entfernt. In den Kleinstädten nordwestlich und nordöstlich der ukrainischen Hauptstadt gebe es Beschuss und heftige Kämpfe, meldet der britischen Nachrichtendienst BBC.

Das russische Verteidigungsministerium hatte am Samstagmorgen laut russischen Nachrichtenagenturen angekündigt, „die Offensive in der Ukraine auf breiter Front fortsetzen“. Dem BBC zufolge würden die Ukrainer ihre Stadt mit Waffen und Drohnen verteidigen. Gleichzeitig kämpfe das russische Militär mit logistischen Schwierigkeiten und Versorgungsengpässen. Laut CNN war in Kiew aus der Ferne am Samstagmorgen „minutenlanger“ Beschuss zu hören.

Die Ukraine stellt sich auf eine neue Welle von Angriffen auf Kiew, Charkiw und Donbass-Gebiete ein, wie ein Berater des ukrainischen Präsidialstabschefs mitteilt. Die Ukraine gehe aber nicht davon aus, dass sich Belarus den russischen Invasionsstreitkräften anschließen werde.

Vorstädte im Nordwesten Kiews werden seit Tagen von schweren Luftangriffen erschüttert. Inzwischen rücken russische Panzer zudem von Nordosten her immer rascher auf Kiew vor. AFP-Reporter berichteten am Samstag von dichten Rauchwolken über den nordöstlichen Vororten Kiews. Nach Angaben des Präsidentenberaters Mychailo Podoljak befindet sich Kiew im "Belagerungszustand".

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Luftwaffenstützpunkt bei Kiew zerstört

Ukrainischen Behörden zufolge wurden in der Nacht zum Samstag in Wassylkiw, 40 Kilometer südlich von Kiew, beim Angriff auf einen Militärflughafen auch ein Munitionsdepot und ein Treibstofflager getroffen. Das Flugfeld sei mit acht Raketen komplett zerstört worden, ein von Raketen getroffenes Öldepot stand demnach in Flammen. Über den Angriff auf Wassylkiw hatte die russische Seite am Samstagmorgen ebenfalls informiert.

Nach russischen Angaben sei zudem das nachrichtendienstliche Aufklärungszentrum der ukrainischen Streitkräfte in Browary außer Gefecht gesetzt worden. Das teilte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag in Moskau mit.

Auch BBC meldet Kämpfe in der von Kiew nur 13 Kilometer entfernten Stadt. Ukrainische Streitkräfte würden versuchen, den Vormarsch der russischen Panzerkolonne mit schwerer Artillerie abzuwenden.

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Russische Militärkolonne vor Kiew zerstreut

Nach britischen Geheimdienstinformationen hat sich eine große russische Militärkolonne nördlich von Kiew teils zerstreut. Dies dürfte wahrscheinlich einen russischen Versuch unterstützen, die ukrainische Hauptstadt einzukreisen, teilte das britische Verteidigungsministerium weiter mit.

Es könne sich auch um einen russischen Versuch handeln, die eigene Anfälligkeit für ukrainische Gegenangriffe zu verringern. Diese hätten bei den Russen bereits einen erheblichen Tribut gefordert.

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Flucht aus den Städten

Ukrainische Soldaten auf einem gepanzerten Mannschaftswagen fahren an Menschen vorbei, die ihre Habseligkeiten auf der Flucht vor dem Konflikt tragen, in der Region Wyschgorod in der Nähe von Kiew.
Ukrainische Soldaten auf einem gepanzerten Mannschaftswagen fahren an Menschen vorbei, die ihre Habseligkeiten auf der Flucht vor dem Konflikt tragen, in der Region Wyschgorod in der Nähe von Kiew.
© Efrem Lukatsky/AP/dpa

Zur Rettung von Zivilisten aus umkämpften ukrainischen Städten sind nach Angaben aus Kiew am Samstagmorgen mehr als ein Dutzend Fluchtkorridore geplant gewesen. Nach Angaben der Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk soll es auch Korridore für mehrere Orte nordwestlich von Kiew geben, unter anderem Hostomel, Makariw und Borodjanka. Dort hat sich die russische Armee seit Tagen festgesetzt und versucht weiter, die Hauptstadt auch von Westen her zu blockieren.

Außerdem gab es erneut im Nordosten des Landes Evakuierungsversuche, unter anderem aus der Stadt Sumy. Sie hoffe, dass Russland sich an eine zugesagte Feuerpause halten werde, damit Zivilisten evakuiert werden könnten, sagte Wereschtschuk. (mit Reuters, dpa)

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