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Russische Demonstrantin auf Zypern.
© AFP

Merkel mit Hitler verglichen: Russen sind sauer über Zypern-Pläne

Besonders russische Großanleger sind von den Maßnahmenin Zypern betroffen. In den Medien wir vor allem Deutschland wegen der Rettungspläne massiv attackiert..

Das russische Staatsfernsehen wählte am Sonntagabend in seinem politischen Wochenrückblick einen extremen Vergleich: Sprecher Dmitri Kisseljow verglich den neuen Rettungsplan der Euro-Gruppe für Zypern mit der Beschlagnahme jüdischer Vermögenswerte im Dritten Reich und Angela Merkel mit Hitler. Die Bundeskanzlerin persönlich habe auf eine härtere Gangart gegenüber dem Inselstaat gedrängt und das dort geparkte Geld für „schmutzig“ erklärt.

Gemeint war die Quasi-Verstaatlichung des zweitgrößten Kreditinstituts der Insel, der Laiki-Bank. Vor allem dort aber haben nicht nur russische Oligarchen, auf deren Loyalität Putin angewiesen ist, ihr Geld gebunkert, sondern auch zyprische Tochterfirmen russischer Staatskonzerne. Der Wochenrückblick, der zur besten Sendezeit ausgestrahlt wird, ist das Flaggschiff des Staatssenders, die Texte, die der Moderator vorträgt, sind mit dem Kreml abgestimmt.

Die Pöbeleien am Sonntagabend, sagen kritische Kollegen, seien womöglich sogar im Kreml verfasst worden. Denn Moskau hatte hoch gepokert und offenbar damit gerechnet, dass auch der zweite Versuch der Euro-Gruppe, einen Kompromiss auszuhandeln, scheitern würde. Dann hätte Russland, das auf Zypern auch politische und militärische Interessen verfolgt, den Sonnenstaat zu den Bedingungen des Kremls retten können. Das hat sich wohl erledigt. Nicht jedoch der Schutz russischer Interessen – sprich: Vermögenswerte – auf der Insel. Anderenfalls, so der Staatssender, sei der Ruf des russischen Staates in Gefahr. Denn Europa wolle mit dem Sanierungspaket nicht Zypern treffen, sondern Russland. Dabei, so der Moderator wörtlich, hätten „die Eurokraten die Losung ausgegeben, mit den Russen könne man nicht nur so umsprungen, man müsse nachgerade. Weil sie Barbaren, Banditen und Ganoven sind“. Der Westen wolle eine neue Weltordnung schaffen, die „gegen Russland gerichtet ist. Auf Kosten Russlands und auf dessen Trümmern.“

Trotz aller atmosphärischen Störungen: Russland ist offenbar trotzdem bereit, Zypern mit besseren Bedingungen für den 2,5-Milliarden-Euro-Kredit zu helfen. Präsident Wladimir Putin habe die Regierung angewiesen, Verhandlungen über eine Umschuldung des Kredits aus dem Jahr 2011 aufzunehmen, sagte ein Präsidialamtssprecher am Montag. Vor wenigen Tagen war Zypern mit einem solchen Gesuch in Moskau noch abgeblitzt. Elke Windisch

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