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Schwere Ausschreitungen auf dem Tempelberg in Jersualem.
© Emmanuel Dunand/AFP

Erdogan nennt Israel „Terrorstaat“: Rund 90 Palästinenser bei Zusammenstößen am Tempelberg verletzt

In Jerusalem ist es erneut zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Palästinensern gekommen. Der türkische Präsident Erdogan verurteilt Israel.

In Jerusalem ist es in der zweiten Nacht in Folge zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und palästinensischen Gläubigen gekommen.

Bei den Zusammenstößen am Tempelberg (Al-Haram al-Scharif/Das edle Heiligtum) und dem Damaskustor - einem der Eingänge zur Altstadt - setzte die Polizei israelischen Medienberichten zufolge Gummigeschosse, Tränengas und Blendgranaten gegen Steine werfende Palästinenser ein. In der Nähe des Damaskustors bewarfen palästinensische Demonstranten die Sicherheitskräfte nach Polizeiangaben mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern.

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Laut der Zeitung „Haaretz“ war die Lage eskaliert, nachdem dort am Abend mehr als 90.000 Muslime für das Samstagsgebet zum Ende des Fastenmonats Ramadan in der Al-Aksa-Moschee zusammengeströmt waren. Es gab mehrere Festnahmen. Das sogenannte Nahost-Quartett aus USA, Russland, EU und Vereinten Nationen zeigte sich „tief besorgt“ über die inzwischen „täglichen Auseinandersetzungen und Gewaltakte“.

Rund 90 Palästinenser seien verletzt worden, berichtete der israelische Rundfunk ferner unter Berufung auf palästinensische Sanitäter. 16 von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Unter den durch Polizeigewalt Verletzt seien auch mehrere Kinder, hieß es bei „Haaretz“. In Ost-Jerusalem kam es den Berichten zufolge zu ähnlichen Zusammenstößen, bei denen auch Barrikaden und Wachposten der Einsatzkräfte in Brand gesetzt wurden.

Bereits in der Nacht davor war die Lage rund um die Altstadt und das Viertel Scheich Dscharrah eskaliert, besonders brisant war die Situation auch hier am Tempelberg. Von mehr als 200 Verletzten war danach die Rede, die Polizei sprach von knapp 20 Sicherheitskräften, die im Einsatz verletzt worden seien.

Israelische Sicherheitskräfte während einer Demonstration
Israelische Sicherheitskräfte während einer Demonstration
© Ilia Yefimovich/dpa

Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist sowohl die drittheiligste Stätte im Islam als auch im Judentum von größter Bedeutung, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. Die Klagemauer ist ein Überrest jenes zerstörten Tempels und die heiligste Stätte der Juden.

Die Lage im Westjordanland und im Ostteil Jerusalems ist seit Beginn des Fastenmonats Ramadan angespannt. Viele Palästinenser sind wütend, weil die israelische Polizei Bereiche der Altstadt abgesperrt hat, um Versammlungen zu verhindern.

Außerdem drohen einigen palästinensischen Familien Wohnungsräumungen durch israelische Behörden, was die Spannungen zusätzlich verschärft. Am Samstagabend wurde zudem erneut eine Rakete aus dem Gazastreifen über die Grenze nach Israel geschossen, woraufhin die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben einen militärischen Posten der islamistischen Hamas attackierte, die in dem abgeschotteten Küstengebiet herrscht.

Nahost-Quartett zeigt sich „alarmiert“ von Lage in Jerusalem

„Wir sind alarmiert aufgrund der provokanten Stellungnahmen mancher politischer Gruppen, der Attacken mit Raketen und Brandballons aus dem Gazastreifen auf Israel wie auch aufgrund der Angriffe auf palästinensisches Ackerland im Westjordanland“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung der Gesandten des Nahost-Quartetts.

Auch die Zwangsräumungen seien „sehr besorgniserregend“. Die israelische Seite solle während des Ramadans besondere Zurückhaltung walten lassen und „alle Schritte vermeiden, die die Lage weiter eskalieren könnten“.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete Israel angesichts der schweren Zusammenstöße als „Terrorstaat“. Das „grausame Israel, der Terrorstaat Israel“ greife „brutal und unmoralisch“ Muslime in Jerusalem an, sagte Erdogan. Er rief die Vereinten Nationen, die Organisation für islamische Zusammenarbeit und weitere internationale Organisationen dazu auf, aktiv zu werden. Eine Welt, die Jerusalem und die Muslime nicht schützen könne, habe sich selbst verraten.

Israel hatte während des Sechstagekrieges 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert und treibt dort seitdem Siedlungsprojekte voran. Die Palästinenser fordern die Gebiete hingegen für einen eigenen Staat - mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Die EU vertritt wie zahlreiche andere internationale Akteure die Auffassung, dass die israelischen Siedlungen nach dem Völkerrecht illegal sind und ein Hindernis für den Frieden darstellen. (dpa)

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