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Das Atomkraftwerk Fessenheim, Frankreich, aufgenommen am 15.03.2011.
© dpa / Christophe Karaba
Update

Kernkraftwerk Fessenheim: Rheinland-Pfalz fordert nach Störfall umgehende Abschaltung

Behörden haben möglicherweise einen Störfall im französischen Atomkraftwerk Fessenheim nahe der deutschen Grenze heruntergespielt. Laut eines Reaktorexperten gab es bisher "noch keine vergleichbare Situation in Westeuropa".

Nach Berichten über einen ernstlichen Störfall im umstrittenen elsässischen Atomkraftwerk Fessenheim im April 2014 hat Rheinland-Pfalz die umgehende Abschaltung gefordert. Energieministerin Eveline Lemke (Grüne) zeigte sich am Freitag "entsetzt, dass es erneut eine gravierende Panne in einem französischen AKW gab und die französische Atomaufsicht offenkundig nicht funktionierte". Sie forderte die "sofortige Abschaltung von Fessenheim und Cattenom".

Fessenheim werde "vom selben Unternehmen betrieben wie das an Rheinland-Pfalz angrenzende Atomkraftwerk Cattenom", erklärte Lemke weiter. Beide Anlagen müssten abgeschaltet werden, "bis der Störfall umfassend aufgeklärt ist". "Wir können uns offensichtlich nicht auf die Auskünfte des AKW-Betreibers EDF verlassen", kritisierte die Ministerin. "Und was noch viel schlimmer ist - die französische Atomaufsicht mauschelt, statt ihren Job zu machen", fügte sie hinzu.

"Dieser Zwischenfall in Fessenheim zeigt erneut - Deutschland ist umstellt von Schrottreaktoren", erklärte der Ko-Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter. Die Bundesregierung müsse "gegenüber Frankreich, der Schweiz, Tschechien und Belgien unmissverständlich auf deren Abschaltung drängen". "Der Weiterbetrieb dieser Atomkraftwerke ist unverantwortlich", erklärte Hofreiter mit Blick auf die Anlagen in den Nachbarstaaten.

Älteste Reaktoren Frankreichs

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor berichtet, ein Reaktor in Fessenheim habe sich im April 2014 vorübergehend nicht mehr richtig steuern lassen. Eine Überschwemmung habe damals eine "Abfolge von technischem Versagen und Chaos" nach sich gezogen, schrieb das Blatt in seiner Onlineausgabe unter Berufung auf gemeinsame Recherchen mit dem Westdeutschen Rundfunk. Es sei festgestellt worden, dass das Wasser auch in Schaltschränke gelaufen sei.

Dadurch sei offenbar eines der beiden parallelen Sicherheitssysteme außer Gefecht gesetzt worden, berichtete die Zeitung weiter. Das einberufene Krisenteam habe darum entschieden, den Reaktor abzuschalten. Am Ende wurde der Meiler dem Bericht zufolge per Einleitung von Bor in das Kühlsystem heruntergefahren. In der Mitteilung der französischen Atomaufsicht sei von einer solchen Maßnahme allerdings nicht die Rede gewesen.

Die beiden Reaktoren in Fessenheim wurden 1977 in Betrieb genommen und sind damit die ältesten in Frankreich. Atomkraftgegner und Politiker in Frankreich, Deutschland und der ebenfalls nahe gelegenen Schweiz fordern seit langem die Stilllegung des besonders pannenanfälligen Atomkraftwerks.

Frankreichs Präsident François Hollande hatte wiederholt versprochen, die am Oberrhein gelegene Anlage noch in seiner bis Mai 2017 laufenden Amtszeit vom Netz zu nehmen. Immer wieder werden aber Zweifel daran laut, dass dies auch wirklich geschehen wird. (AFP)

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