zum Hauptinhalt
US-Präsident Joe Biden
© Erin Scott/REUTERS

US-Infrastrukturpaket von 550 Milliarden: Republikaner stimmen für Bidens Prestige-Projekt

Das Infrastrukturpaket von US-Präsident Joe Biden hat es durch den Senat geschafft, mit Hilfe der Republikaner. Jetzt werden etwa Straßen und Flughäfen saniert.

Der US-Senat hat mit einer überparteilichen Mehrheit die Gesetzgebung für ein Infrastrukturpaket in Höhe von rund 550 Milliarden US-Dollar (466 Milliarden Euro) angestoßen. Der Abstimmung waren wochenlange und zähe Verhandlungen vorausgegangen. US-Präsident Joe Bidens Demokraten, die im Senat 50 Sitze haben, brauchten die Zustimmung von mindestens zehn Republikanern, um das Gesetzgebungsverfahren anzustoßen. 67 Senatoren stimmten am Mittwochabend (Ortszeit) für die Initiative, 32 dagegen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Das Paket soll einer Mitteilung des Weißen Hauses zufolge 550 Milliarden Dollar für „neue Investitionen der Bundesregierung in Amerikas Infrastruktur“ umfassen und Millionen Arbeitsplätze schaffen. Biden, der seit Monaten intensiv für das Paket geworben hatte, lobte den Kompromiss als Zeichen an die Welt, dass die US-Demokratie weiter Großes leisten könne. Es sei „die bedeutendste langfristige Investition in unsere Infrastruktur und Wettbewerbsfähigkeit seit fast einem Jahrhundert“, erklärte er.

Die Mittel sollen in den kommenden Jahren für Straßen, Brücken, Häfen, Flughäfen, den Nahverkehr und die Bahn eingesetzt werden. Zudem sind Mittel für die Modernisierung der Stromversorgung und den Ausbau der Ladestationen für elektrische Autos vorgesehen.

Eine von Fluten zerstörten Straße in den USA
Eine von Fluten zerstörten Straße in den USA
© Charles Keir/Brattleboro Police Department/ddpa

Biden hatte im Frühjahr zunächst Pläne angekündigt, die in den kommenden acht Jahren Ausgaben in Höhe von rund 2 Billionen US-Dollar (1,7 Billionen Euro) für die Erneuerung der Infrastruktur vorsahen. Das Vorhaben und die geplante Finanzierung über Steuererhöhungen stieß bei Republikanern jedoch auf sehr großen Widerstand.

Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, erklärte nun, das Ziel sei es, das Infrastrukturpaket und die Verhandlungen zum nächsten Haushalt noch vor der August-Sommerpause abzuschließen. „Es könnte ein paar lange Nächte geben und sich in die Wochenenden ziehen, aber wir werden das schaffen“, sagte Schumer nach der Abstimmung. Der genaue Umfang und Inhalt des Infrastrukturpakets könnte sich im Gesetzgebungsverfahren im Senat und anschließend im Repräsentantenhaus noch verändern.

[Nach der Sommerpause geht's weiter: Jeden Donnerstag die wichtigsten Entwicklungen aus Amerika direkt ins Postfach – mit dem Newsletter „Washington Weekly“ unserer USA-Korrespondentin Juliane Schäuble. Hier geht es zur kostenlosen Anmeldung.]

Viele Republikaner lehnen auch das Kompromisspaket als zu teuer oder angesichts der boomenden US-Wirtschaft als unnötig ab. Ex-Präsident Donald Trump etwa zeigte sich in einer Mitteilung erbost über das geplante Maßnahmenbünde. Dies werde ein Sieg für Biden sein und die Demokraten würden diesen für die Kongresswahlen im kommenden Jahr ausschlachten.

Dem Weißen Haus zufolge sollen aus dem Paket rund 110 Milliarden Dollar auf fünf Jahre verteilt in den Ausbau oder die Renovierung von Straßen und Brücken fließen:

  • Knapp 40 Milliarden Dollar sollen in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs fließen.
  • Weitere 66 Milliarden Dollar gehen an die Bahngesellschaft Amtrak.
  • Zudem sind auch Mittel zum Ausbau der Ladestationen für elektrische Autos und für die Förderung elektrischer Busse vorgesehen.
  • Für Häfen und Flughäfen sind zusammen 42 Milliarden Dollar vorgesehen.
  • Auch der Ausbau von schnellen Internetverbindungen und die Verbesserung der Wasserversorgung, darunter der Austausch aller Bleirohre, sollen mit dem Paket finanziert werden.
  • Gut 70 Milliarden Dollar sollen zudem in die Modernisierung der Strominfrastruktur fließen.

Die konkrete Gegenfinanzierung und die Laufzeit des Pakets klangen in der Mitteilung des Weißen Hauses noch etwas schwammig. Die Maßnahmen würden durch eine Umwidmung nicht genutzter Mittel aus dem letzten Konjunkturpaket, gezielte Gebühren für Firmen und ein stärkeres Durchgreifen gegen Steuerhinterziehung finanziert, hieß es. (dpa)

Zur Startseite