Prognose: Rentenkassen steuern auf Rekord zu
Gute Zeiten für Rentner. Dank üppiger Lohnentwicklung bekommen sie 2019 im Westen gute drei Prozent, im Osten womöglich gar mehr als vier Prozent obendrauf.
Die rund 20 Millionen Rentner in Deutschland können 2019 womöglich mit einer noch üppigeren Rentenerhöhung rechnen als in diesem Jahr. Im Westen sei von einer Anpassung zwischen drei und 3,5 Prozent auszugehen, sagte die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Rentenversicherung Bund, Annelie Buntenbach, am Mittwoch in Würzburg. Im Osten werde die Erhöhung wegen der vereinbarten Angleichung noch mal um mindestens 0,7 Punkte höher ausfallen. Das heißt: Wenn es gut läuft, steht für die Ostrentner bei der Rentenanpassung im Juli 2019 sogar eine Vier vor dem Komma. In diesem Jahr waren die Renten im Westen um 3,22 und in Ostdeutschland um 3,37 Prozent gestiegen.
Genaueres weiß man erst im Frühjahr
Die Verfasser des Rentenversicherungsberichts haben sich weiter vorgewagt: In ihrem Entwurf wird die nächste Rentenerhöhung auf zwei Kommastellen genau taxiert. Demnach würden die Altersbezüge 2019 im Westen um 3,18 Prozent und im Osten um 3,91 Prozent steigen. Bei einer Monatsrente von 1000 Euro wären das für Westrentner 31,80 Euro mehr als bisher, für Ostrentner 39,10 Euro. Allerdings ist diese Prognose mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Da sich die gesetzlichen Renten an der Lohnentwicklung des Vorjahres orientieren, weiß man Genaues erst im März 2019, wenn entsprechende Daten vorliegen.
Klar ist, dass die Rentenversicherer auf einen Rekord zusteuern: Dank der brummenden Konjunktur dürfte bei den Einnahmen erstmals die 300-Milliarden-Euro-Marke geknackt werden. Buntenbach bezifferte die erwarteten Zuflüsse für 2018 auf 306,3 Milliarden. Im Vergleich zum Vorjahr wäre das ein Plus von 4,3 Prozent. Bei den reinen Beitragseinnahmen, also ohne Steuerzuschüsse, läge es sogar bei fünf Prozent. Einen derartigen Zuwachs gab es noch nie in den vergangenen zehn Jahren.
Die Rücklagen steigen auf fast 38 Milliarden
Alles in allem sei mit einem Überschuss von gut vier Milliarden Euro zu rechnen, sagte Buntenbach. „Dieses überaus positive Ergebnis ist vor allem auf die anhaltend gute Arbeitsmarktentwicklung zurückzuführen.“ Dadurch werde die Rücklage der Versicherer auf knapp 38 Milliarden Euro steigen. Dieser Betrag entspräche 1,77 Monatsausgaben – vorgeschrieben sind lediglich 0,2 Monatsausgaben.
Die Beitragszahler jedoch profitieren nicht von diesen üppig gefüllten Kassen – obwohl das nach bisheriger Rechtslage eine automatische Folge wäre. Um politisch erwünschte Leistungsausweitungen – wie etwa Verbesserungen bei der Mütter- und Erwerbsminderungsrente – finanzieren zu können, werden Beitragssenkungen bis 2025 untersagt. Ohne das Rentenpaket, das der Bundestag an diesem Donnerstag beschließen will, würden die Beiträge zum nächsten Jahr um 0,4 Prozentpunkte sinken, rechneten die Rentenversicherer vor. Und dort – bei 18,2 Prozent – könnten sie dann rein rechnerisch auch bis 2022 bleiben.
Nach 2019 dürften üppige Zuwächse vorbei sein
Aufgrund der künftigen Regelung wird der Satz dagegen nun bis 2023 auf 18,6 Prozent festgeschrieben. 2024 steigt er dann rapide auf 19,9 Prozent. Und 2030 könnte er schon bei 22,1 Prozent liegen.
Das Eigenartige ist, dass es aufgrund der Leistungsausweitungen nach 2019 auch für die Rentner mit üppigen Zuwächsen vorbei sein dürfte. Das Paket der großen Koalition habe zur Folge, dass die Rentenerhöhung im Jahr 2020 um 0,9 Prozentpunkte geringer ausfallen werde, sagte der Rentenexperte Holger Viebrok. Die Rentner hätten dann nämlich ein gutes Viertel der zusätzlichen Ausgaben über geringere Rentenzahlungen mitzufinanzieren. Ob das über eine anhaltend gute Konjunktur kompensiert werden könne, ließ Buntenbach offen. Spekulationen über Rentenerhöhungen im Jahr 2020 seien unseriös.
Rainer Woratschka