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Der Flughafen in Palma de Mallorca.
© imago/Aviation-Stock
Update

Urlaub an Ostern: Reiseforscher warnt vor „zweitem Ischgl“ auf Mallorca

Urlaub auf Mallorca ist wieder ohne Quarantäne möglich. Die Buchungen steigen sprunghaft an. Doch viele Spanier sind sauer. Auch deutsche Politiker warnen.

Nach der Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca ziehen die Buchungen für die Lieblingsinsel der Deutschen deutlich an. Der größte Fluganbieter Eurowings sprach von Buchungen „in einer bisher nicht gekannten Dynamik“ und legte kurzfristig 300 zusätzliche Flüge für die Osterzeit auf. Beim größten Reiseveranstalter TUI wurden am Wochenende doppelt so viele Reisen nach Mallorca gebucht wie im gleichen Zeitraum vor zwei Jahren, als die Pandemie noch nicht das Geschehen bestimmte.

Der Reiseforscher Jürgen Schmude befürchtet deshalb, dass Mallorca „ein zweites Ischgl“ nach sich ziehen könnten. „Grundsätzlich ist dieser Ansturm eine Katastrophe. Wir haben gesehen, was bei Reise-Großereignissen passieren kann - Stichwort Ischgl“, sagte der Professor für Tourismuswirtschaft und Nachhaltigkeit an der Universität München dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.

Er habe große Sorge, dass der Mallorca-Ansturm ein erneutes Ansteigen der Fallzahlen verursachen werde, sagte Schmude. Es würde ihn nicht wundern, wenn die Insel in drei Wochen wieder in einen harten Lockdown müsse. Hotels und Airlines hätten zwar umfassende Hygienekonzepte umgesetzt, aber „wir wissen, dass sich Menschen im Urlaub anders als im Alltag verhalten“.

Generell versuchten viele Menschen, Probleme im Urlaub auszublenden. „Und aktuell wollen diese Leute ja ganz bewusst raus aus der Corona-Situation in Deutschland“, betonte Schmude.

Was Urlauber wissen müssen:

  • Seit Sonntag ist Urlaub auf Mallorca zwei Wochen vor Beginn der Osterferien in den meisten Bundesländern wieder ohne Quarantäne und Testpflicht bei Rückkehr möglich. Da Deutschland aus spanischer Sicht aber weiter als Risikogebiet gilt, müssen Touristen bei Einreise nach Spanien einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden ist. Außerdem muss man ein digitales Einreiseformular ausfüllen.
  • Bei vielen Reiseveranstaltern kann die Corona-Analyse inzwischen gleich mitgebucht werden. Zudem müssen alle internationalen Mallorca-Reisenden im „Spain Travel Health-Portal“ ein Formular zur Gesundheitskontrolle ausfüllen, das einen QR-Code erzeugt, der bei der Einreise auf der Insel vorgelegt werden muss.
  • Es gilt weiterhin auf der Insel überall Maskenpflicht. Sogar im Freien, wenn keine anderen Menschen in der Nähe sind. Auch in Biergärten, Cafés, Kneipen und Restaurants müssen Besucher Mund und Nase bedecken. Nur, wenn man am Rotwein nippt und an den Pimientos de Padrón knabbert, darf man „oben ohne“ sein.
  • Die Gastronomie ist erst seit Kurzem wieder geöffnet – doch mit gehörigen Einschränkungen: Lokale müssen um fünf Uhr nachmittags schließen. Mittagessen ist also möglich, Abendessen derzeit nicht. Immerhin: Sonnen am Strand ist auch wieder erlaubt. Zudem gilt eine nächtliche Ausgangssperre von 22 Uhr bis sechs Uhr morgens.

Im Dezember und Januar gehörte Mallorca noch zu den spanischen Corona-Hotspots. Doch Dank harter Coronaregeln schafften es die Mallorquiner, die Zahl der Infektionen stark zu drücken. Heute steht die Urlaubsinsel mit einer 7-Tage-Inzidenz von 22 Fällen pro 100.000 Einwohner sehr viel besser da als Deutschland und die meisten anderen europäischen Länder.

Spanier sind wütend

Trotzdem kommt die Tourismus-Offensive bei vielen Spaniern nicht gut an. Viele Menschen sind wütend. Bis zum 9. April dürfen die Einheimischen nach einem jüngsten Beschluss der Zentralregierung ihre Region nur in seltenen Ausnahmefällen verlassen. Verwandtenbesuch oder Urlaub außerhalb der eigenen „Autonomen Gemeinschaft“ etwa sind strikt untersagt. Deutsche und Bürger anderer Länder werden derweil ins Land gelassen.

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Geschimpft wird daher dieser Tage überall. In Cafés, in den Medien, im Fernsehen, im Netz. Und auch in der Politik. Vor allem in der Comunidad Autónoma Madrid, wo man traditionell besonders stolz, streitbar und selbstbewusst ist und sich nur ungern etwas vorschreiben lässt, ist der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez zum Buhmann geworden. „Es ist unverständlich, dass sich ein Madrilene in Spanien nicht frei bewegen darf, und ein Franzose, ein Deutscher oder Belgier einreisen kann“, kritisierte Gesundheitsminister Enrique Ruiz Escudero.

Oase für die Touristen aus dem Ausland

„Spanien wird zu Ostern ein Bunker für die Spanier und eine Oase für die Touristen aus dem Ausland sein“, titelte am Wochenende ebenso groß wie kritisch die Zeitung „ABC“. Das Blatt „Última Hora“ sprach von „Willkür“, und sogar die „Mallorca Zeitung“ stellte fest: „Osterferien auf Mallorca: für Deutsche Ja, für Spanier Nein“.

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Im Netz ist die Entrüstung nicht minder groß. Es gibt Hunderte von Klagen. Dabei geht es nicht nur um Frust, Neid und Unverständnis. Nachdem die Zahl der Infektionsfälle zuletzt im Zuge von teils sehr strengen Einschränkungen rapide gesenkt wurde, haben viele Angst, dass die Touristen aus Ländern mit deutlich höheren Werten - und dazu gehört auch Deutschland - eine neue Corona-Welle verursachen könnten.

Ein Strand Ferienort im Südwesten der Insel Mallorca.
Ein Strand Ferienort im Südwesten der Insel Mallorca.
© imago images/Ralph Lueger

Die deutsche Bundesregierung hat mit der Aufhebung der Reisewarnung eine Entwicklung angestoßen, die sie eigentlich gar nicht beabsichtigt. In ihrem jüngsten Beschluss vom 3. März appellieren Bund und Länder „eindringlich“ an alle Bürger, „auf nicht zwingend notwendige Reisen im Inland und auch ins Ausland“ zu verzichten.

Diese Haltung hat sich auch mit der Streichung Mallorcas und anderer Gebiete von der Corona-Risikoliste nicht geändert. Das Auswärtige Amt warnt zwar seit Sonntag nicht mehr vor Reisen dorthin, aber es rät in seinen Reisehinweisen im Internet weiterhin von „nicht notwendigen, touristischen Reisen“ ab - mit sehr begrenztem Erfolg, wie man an den Flugbuchungen ablesen kann.

Lauterbach ruft zu Verzicht auf Reisen zu Ostern auf

Der SPD-Gesundheitsexperte, Karl Lauterbach, rief die Bevölkerung am Montag dazu auf, an Ostern möglichst auf Reisen zu verzichten. „Reisen sollten an Ostern möglichst nicht unternommen werden, erst recht keine Flugreisen“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Montag. Er forderte Bund und Länder zu konkreten Regelungen für die bevorstehenden Feiertage auf. „Wir werden Konzepte wie an Weihnachten brauchen, damit Familientreffen an Ostern nicht zu einem Anstieg der Infektionszahlen führen“, sagte Lauterbach weiter.

Ein Arbeiter reinigt die Terrasse des Hotels Riu Festival in Palma de Mallorca.
Ein Arbeiter reinigt die Terrasse des Hotels Riu Festival in Palma de Mallorca.
© dpa/ Clara Margais

CSU-Generalsekretär Markus Blume warnte am Sonntagabend in der Sendung „Bild Live“ vor Urlaubsreisen nach Mallorca. „Ich finde Inzidenzhopping gefährlich. Wir erleben überall in Europa immer neue Ausbrüche. Wir müssen mit diesem Ping-Pong-Spiel aufhören“, sagte Blume. Die Linie der Bundesregierung bleibe, „auf alle nicht notwendigen Bewegungen zu verzichten“.

Dass Deutsche nun nach Mallorca fliegen dürfen, in Deutschland aber nicht einmal eine Hütte buchen können, stößt bei der heimischen Tourismus-Branche auf Unverständnis. „Für mich wäre es schwer vorstellbar, dass auf Mallorca Urlaub möglich ist, aber im Schwarzwald Hotels noch geschlossen bleiben. Das wäre eine ganz bittere Botschaft“, sagte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU).

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) dringt auf eine Perspektive für Urlaub im Inland. „Wut und Verzweiflung wachsen ohne Ende“, sagte die Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges der dpa.

Währenddessen ist auch auf den Kanarischen Inseln und auf dem spanischen Festland die Einreise für ausländische Osterurlauber mit negativem Coronatest erlaubt, teilte Spaniens Gesundheitsministerin Carolina Darias mit. Obwohl die wöchentliche Inzidenz dort mit Werten zwischen 61 (Kanaren) bis 107 (Madrid) deutlich höher liegt als auf Mallorca. (Tsp, dpa)

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