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Die afghanische Armee hat nach Regierungsangaben Kundus wieder unter Kontrolle.
© dpa/EPA/Jawed Kargar
Update

Afghanistan: Regierung meldet Rückeroberung von Kundus

Die afghanische Armee hat nach Angaben der Regierung die Taliban weitgehend aus der Stadt Kundus vertrieben. Die Taliban widersprechen.

Regierungstruppen haben die nordafghanische Provinzhauptstadt Kundus nach offiziellen Angaben weitgehend von den Taliban zurückerobert. Nur in den Randgebieten der Stadt hielten sich noch Aufständische auf, die bald von dort vertrieben würden, sagte der amtierende Provinzgouverneur Hamdullah Daneschi. .

„Im Moment können wir wegen der andauernden Operation keine Angaben zu Opferzahlen der Sicherheitskräfte machen. Aber in den Kämpfen der vergangenen drei Tage sind Hunderte Taliban getötet worden“, sagte er. Die Taliban dementierten, dass sie Kundus verloren hätten.

„Unsere Kräfte haben sich nicht zurückgezogen, wir haben die Stadt immer noch unter Kontrolle“, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid am Donnerstagmorgen. „Letzte Nacht sind afghanische Sicherheitskräfte gemeinsam mit Amerikanern für eine halbe Stunde in die Stadt gekommen.“ Nach schweren Gefechten hätten sich die Sicherheitskräfte wieder zurückgezogen.

Der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Sedik Sedikki, hatte bereits in der Nacht über Twitter mitgeteilt, Spezialkräfte kontrollierten die Stadt. „Sie wurde zurückerobert.“ Zuvor war die von den USA mit Luftschlägen unterstützte Gegenoffensive der Regierung wirkungslos gewesen.

Zwei Jahre nach dem Abzug der Bundeswehr aus Kundus hatten die radikalislamischen Taliban die Stadt am Montag überrannt. Kundus war die erste Provinzhauptstadt, die seit dem Sturz des Talibanregimes Ende 2001 von den Aufständischen erobert wurde.

Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, hält einen umfassenden Militäreinsatz für notwendig, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. „Nur ein erneuter massiver Kampfeinsatz der Nato könnte die Situation bereinigen“, sagte Kujat den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dazu sei die internationale Staatengemeinschaft aber nicht bereit. „Es zeichnet sich ab, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Taliban die Macht im Land übernehmen.“

Angesichts des Flüchtlingsandrangs auch aus Afghanistan kann sich Deutschland nach Einschätzung des Bundeswehrverbands kein Machtvakuum am Hindukusch leisten. „Wenn wir davon sprechen, Ursachen von dieser Flüchtlingskrise zu beseitigen oder zu bekämpfen, dann können wir auf keinen Fall jetzt sagen, wir halten an dem aktuellen Zeitplan zum Abzug fest“, sagte Verbandsvorsitzender André Wüstner am Donnerstag im Deutschlandfunk. Die Situation in der Stadt Kundus, die die radikalislamischen Taliban am Montag überrannt hatten, wirke sich auf ganz Afghanistan aus. Schon jetzt sehe man Bilder von Menschen, die ihre Sachen packten und das Land verlassen wollten.

Wüstner hatte zuvor gefordert, die Bundeswehr länger in dem Bürgerkriegsland zu stationieren und mehr Soldaten dorthin zu schicken. Zurzeit sind noch gut 800 Bundeswehrsoldaten zur Beratung und Ausbildung einheimischer Streitkräfte in Afghanistan, 700 davon in Masar-i-Scharif 150 Kilometer westlich von Kundus. (dpa)

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