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Der Organspende-Skandal weitet sich auch an der Uniklinik Regensburg aus.
© dpa

Organspende-Skandal: Regensburg: Verdacht auf Manipulation in 23 Fällen

Erst Göttingen, nun Regensburg: Im Organspende-Skandal ermittelt nun auch die bayerische Staatsanwaltschaft. Interne Überprüfungen des Uni-Klinikums Regensburg ergaben einen Verdacht auf Manipulationen bei Transplantationen in 23 Fällen.

Im Organspende-Skandal im Regensburger Universitätsklinikum ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Das Klinikum habe Strafanzeige gegen einen nicht namentlich genannten Oberarzt gestellt, sagte Behördensprecher Wolfhard Meindl am Donnerstag. Demnach hätten hausinterne Überprüfungen Hinweise auf Manipulationen bei Lebertransplantationen ergeben. „Wir haben das Klinikum aufgefordert, uns eine deutlich detailliertere Auflistung der aufgeführten Vorwürfe zu geben“, betonte Meindl. Er schloss nicht aus, auch die Krankenakten in den betroffenen Fällen auszuwerten.

Der Fall war ins Rollen gekommen, nachdem ein Oberarzt im Göttinger Uni-Klinikum in den Jahren 2010 und 2011 die Daten von Patienten, die auf der Warteliste für Spenderorgane stehen, manipuliert haben soll. Dieser Mediziner hatte zuvor von 2003 bis 2008 am Regensburger Klinikum gearbeitet und war dort ebenfalls für Transplantationen zuständig.

Das Klinikum nehme seine Verantwortung für die schnellstmögliche, umfassende Aufklärung sehr ernst und arbeite eng mit den zuständigen Behörden zusammen, teilte die bayerische Klinik am Donnerstag mit. Die Klinik habe sofort nach der internen Überprüfung das zuständige Ministerium, die Bundesärztekammer, Eurotransplant sowie die Staatsanwaltschaft informiert. Weitere Details wurden wegen der nun laufenden Ermittlungen nicht mitgeteilt.

Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums besteht der Verdacht, dass in dem Regensburger Klinikum in den Jahren 2004 bis 2006 in 23 Fällen die Krankendaten bei Lebertransplantationen manipuliert wurden. Minister Wolfgang Heubisch (FDP) wollte sich am Mittag in München von der Klinikleitung über die Vorfälle informieren lassen und die weiteren Schritte überprüfen.

Gegen den nun unter Verdacht stehenden Oberarzt war schon 2005 ermittelt worden. Damals waren nach Angaben des Regensburger Uniklinikums verbotenerweise jordanische Patienten auf eine Warteliste für europäische Transplantationspatienten gesetzt worden. Außerdem war illegalerweise eine Leber in Jordanien transplantiert worden.

Die damaligen Ermittlungen hätten ergeben, dass das Verhalten des Arztes nicht strafbar, sondern möglicherweise eine Ordnungswidrigkeit gewesen sei, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wolfhard Meindl. Demnach hatte der Arzt 2005 legalerweise zunächst eine Lebendspende in Jordanien vorgenommen. Als die Patientin das Organ abgestoßen hatte, habe er über die Warteliste für europäische Transplantationspatienten eine weitere Leber erhalten.

Ausländer, die sich nicht im Eurotransplant-Gebiet aufhalten, haben jedoch keinen Anspruch auf die Organe. „Es konnten damals Defizite in der Kommunikation zwischen Arzt, Klinik und Eurotransplant nicht ausgeschlossen werden“, betonte Meindl. Es habe aber keinen Anlass für weitere Ermittlungen gegeben. (dpa)

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