Alkoholkonsum von Jugendlichen: Regelmäßig im Rausch
Die Kampagnen gegen Alkoholmissbrauch zeigen wenig Wirkung. Mehr als jeder sechste Jugendliche betrinkt sich mindestens einmal im Monat. Bei jungen Erwachsenen ist es fast jeder zweite.
Die diversen Kampagnen gegen Alkoholmissbrauch scheinen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wenig zu fruchten. Bei den 16-bis 18-Jährigen sei der Alkoholkonsum „fast unverändert hoch“, sagte die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), Elisabeth Pott, am Montag bei der Präsentation einer Studie für das Jahr 2012. Jeder dritte Jugendliche trinkt demnach mindestens einmal pro Woche Alkohol. Und von den 18- bis 25 Jährigen gaben 44,1 Prozent an, mindestens einmal im Monat auch einen Rausch gehabt zu haben – 38, 4 Prozent sogar noch öfter. Im Jahr 2004 lag die Quote der regelmäßigen Rauschtrinker unter jungen Erwachsenen bei 43,5 Prozent.
Die Zahl der 12- bis 17-jährigen Rauschtrinker immerhin sank ein wenig – allerdings liegt auch ihre Quote immer noch bei 17,4 Prozent. Und ab 16 gehen die Zahlen steil nach oben. Vor allem bei den männlichen Jugendlichen: Von ihnen betrinken sich 43,9 Prozent der 16- und 17-Jährigen Jungen nach eigenen Angaben regelmäßig. Zwar nehme das Rauschtrinken bei den Jungs etwas stärker ab als bei den Mädchen, sagte Pott. Es sei aber immer noch doppelt so verbreitet wie beim anderen Geschlecht. Und betroffen seien nahezu unterschiedslos alle gesellschaftlichen Schichten.
26 000 Jugendliche mussten ins Krankenhaus
Potts einziger Trost: Immer mehr Jugendliche verzichten inzwischen komplett auf Alkohol. 30 Prozent gaben an, noch nie welchen getrunken zu haben. Vor zehn Jahren waren es lediglich 13 Prozent. Letzteres zumindest deute auf ein „Umdenken in der Gesellschaft“ hin, sagte die Drogenbeauftragte der Regierung, Marlene Mortler (CSU). Die Zahlen zum übermäßigen Alkoholkonsum hingegen nannte sie „sehr beunruhigend“. Gerade für Jugendliche stelle das Rauschtrinken ein erhebliches, mitunter lebensgefährliches Gesundheitsrisiko dar. Allein im vergangenen Jahr seien 26 000 Jugendliche deshalb im Krankenhaus behandelt worden.
Es müsse gelingen, hier eine „Trendwende“ zu erreichen, sagte die Politikerin. Gleichzeitig wandte sie sich gegen strengere Gesetze. Ihr Ziel sei „Prävention und Aufklärung von Anfang an“. Wenn die bestehenden Sanktionsmöglichkeiten ausgeschöpft würden, benötige man keine neuen Maßnahmen.
Die Linkspartei dagegen rief nach dem Gesetzgeber. Man könne nicht Plakatkampagnen gegen Rauschtrinken finanzieren und kommerzielle Plakatwerbung zur Förderung von Alkoholkonsum zulassen, sagte ihr drogenpolitischer Sprecher Frank Tempel. Gemessen an den Werbeausgaben der Alkoholindustrie von rund einer Milliarde Euro seien die Präventionsanstrengungen der Regierung lächerlich. „Ich erwarte von der Bundesdrogenbeauftragten, dass sie sich klipp und klar für ein Werbeverbot für alkoholische Produkte einsetzt.“
Die BzgA organisiert seit 2009 eine Präventionskampagne gegen Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen, die vom Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) bisher mit zehn Millionen und künftig mit acht Millionen Euro im Jahr unterstützt wird. Ein Schwerpunkt ist die Arbeit in Schulen. Für die Studie wurden 5000 junge Leute befragt.
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