Fremdenfeindlichkeit: Rechtsextremisten werden immer häufiger gewalttätig
Von Januar bis Mitte September wurden fast doppelt so viele Gewalttaten wie im Vorjahr registriert, berichtet der "Spiegel". Der Arbeitgeberpräsident warnt vor Schäden für die Wirtschaft.
Die Zahl der fremdenfeindlichen Gewalttaten ist in diesem Jahr einem Bericht zufolge dramatisch gestiegen. Von Januar bis Mitte September registrierte die Polizei bereits 507 Fälle und damit fast doppelt so viele wie im Vorjahr, wie der "Spiegel" aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Grünen-Anfrage berichtete. Die Arbeitgeber warnten derweil vor Schäden für die deutsche Wirtschaft, sollte Ausländerfeindlichkeit weiter um sich greifen.
Die Zahl aller politisch motivierten Straftaten gegen Asylbewerber und Flüchtlinge betrug dem Bericht zufolge seit Jahresbeginn mehr als 1800. Demnach legten Neonazis und Asylgegner in diesem Jahr schon 78 Mal Feuer, sieben Tötungsdelikte wurden gezählt.
Im rechtsextremen Spektrum habe vor dem Hintergrund der Flüchtlingsdebatte zudem "die Widerstandsrhetorik zugenommen", schrieb das Ministerium dem Bericht zufolge in seiner Antwort. Das gelte besonders für die "Identitäre Bewegung Deutschland", die zuletzt mit Aktionen gegen "Migrantengewalt" auf sich aufmerksam machte. Sie wird seit kurzem vom Verfassungsschutz beobachtet. Ehemalige Mitglieder der NPD oder neonazistische Kameradschaften hätten sich den "Identitären" angeschlossen.
Imageschaden und schwächere Investitionsbereitschaft befürchtet
Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sagte der "Passauer Neuen Presse" vom Samstag: "Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir im Ausland für unsere Willkommenskultur gefeiert wurden. Das ändert sich gerade. Jetzt zeigt sich ein anderes Bild." Wenn nachhaltig der Eindruck entstehe, "dass der Fremdenhass stärker ist als die Willkommenskultur, wird das ein großes Problem", mahnte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).
"Das könnte unter anderem dazu führen, dass das Image deutscher Produkte leidet und die Investitionsbereitschaft zurückgeht." Kramer bemängelte in diesem Zusammenhang die "Verrohung der Sprache" insbesondere in der Politik. "Leider äußern sich Politiker heute gegenüber Flüchtlingen und Fremden in einer Weise, die ihnen vor einiger Zeit peinlich gewesen wäre. Das ist unerträglich", sagte der BDA-Chef.
Vielleicht glaubten manche Politiker, dass die Bürger bei den etablierten Parteien blieben, wenn sie sich mit scharfen Worten über Flüchtlinge äußerten. "Aber das Gegenteil ist der Fall. Wer gegen Fremde ist, sucht sich das Original und nicht die Kopie", sagte Kramer mit Blick auf die Wahlerfolge der rechtspopulistischen AfD. "Man gräbt der AfD nicht das Wasser ab, indem man argumentiert wie sie." (AFD)