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Im Dezember 2012 kam es im Bonner Bahnhof beinahe zu einer Katastrophe. 
© dpa

Bombenattentat in Bonn: Prozess gegen vier Salafisten in Düsseldorf

An diesem Montag beginnt in Düsseldorf der Gerichtsprozess gegen vier Salafisten wegen eines geplanten Mordanschlags und eines missglückten Bombenattentats in Bonn. Was erwartet die Angeklagten?

Die blaue Sporttasche sah harmlos aus. Niemand im Hauptbahnhof Bonn ahnte die Gefahr. Unter der Sitzbank am Bahnsteig 1 tickte am Mittag des 10. Dezember 2012 eine Bombe, eine Explosion hätte viele Menschen getroffen. Ein Passant öffnete sogar die Tasche, sah mit Klebeband verbundene Rohre und eine Uhr. Er informierte Bedienstete der Bahn. Die Bundespolizei rückte an und zerstörte den Sprengsatz. Bonn war offenbar knapp einem islamistischen Anschlag entgangen.

Der mutmaßliche Bombenbastler Marco G. (27) muss sich von Montag an vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Er wird den Richtern des 5. Strafsenats nicht alleine gegenüberstehen. Und nicht nur wegen der Bonner Bombe. Die Bundesanwaltschaft wirft Marco G. auch vor, er habe im Frühjahr 2013 mit drei Komplizen den Vorsitzenden der islamfeindlichen Partei Pro NRW, Markus Beisicht, töten wollen. Bei den weiteren Angeklagten handelt es sich um den Albaner Enea B. (44), ehemals Angehöriger einer Anti-Terror-Einheit der albanischen Polizei, den Deutschtürken Koray D. (25) und den Deutschen Tayfun S. (24), auch er ein Mann mit türkischen Wurzeln.

Der Prozess-Beginn könnte turbulent werden

Im Fall der Bonner Bombe lauten die Anklagepunkte bei Marco G. versuchter heimtückischer Mord und versuchtes Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion. Das von der Polizei vereitelte Attentat auf Beisicht wertet die Bundesanwaltschaft bei allen vier Angeklagten als Verabredung zum Mord. Um Beisicht zu erschießen, sollen die Männer eine terroristische Vereinigung gegründet zu haben.

Der Beginn des Prozesses könnte turbulent werden. Die Sicherheitsbehörden erwarten, dass Salafisten kommen und auch ihre erbitterten Gegner, Mitglieder von Pro NRW. Die Polizei wird mit einem Großaufgebot versuchen, die frommen und die rechten Extremisten schon in der Umgebung des Gerichtsgebäudes getrennt zu halten. Doch Anhänger beider Lager werden als Zuschauer in den Gerichtssaal gelangen wollen. Die öffentliche Erregung über die „Scharia-Polizei“ in Wuppertal dürfte die Stimmung zusätzlich aufheizen. Die Richter bekommen es zudem mit einem harten Verteidiger zu tun. Der Anwalt des Hauptangeklagten Marco G. ist Mutlu Günal, ein durchaus streitbarer Mensch.

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