IS reklamiert Tat für sich: Polizist in Paris erschossen - Deutsche auf Champs-Élysées verletzt
Kurz vor der Präsidentenwahl erschüttert neuer Terror Frankreich. Bei der tödlichen Attacke auf Polizisten wird auch eine Deutsche verletzt.
Bei dem terroristischen Anschlag auf den Champs-Élysées in Paris ist nach Angaben der Bundesregierung auch eine deutsche Staatsangehörige verletzt worden. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Freitag in Berlin mit. Die Frau habe sich zufällig am Tatort aufgehalten. Ihr Zustand sei stabil. Sie sei nicht lebensbedrohlich verletzt worden, habe aber ernste Verletzungen davongetragen.
Kurz vor der französischen Präsidentenwahl an diesem Sonntag hatte ein nach Medienberichten 39 Jahre alter Mann am Donnerstagabend auf dem Prachtboulevard mitten in Frankreichs Hauptstadt mit einer automatischen Waffe auf einen geparkten Mannschaftswagen der Polizei geschossen. Ein Polizist starb dabei. Neben der Deutschen wurden nach Angaben der französischen Behörden zwei weitere Beamte verletzt. Die Polizei erschoss den Angreifer.
Merkel kondoliert Hollande
Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kondolierte Präsident François Hollande und drückte ihr Mitgefühl für die Opfer aus, wie Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte. „Wir sind in Gedanken bei den Opfern, Familien und Freunden“, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amts. Auch US-Präsident Donald Trump sprach Frankreich sein Beileid aus. „Es sieht nach einem weiteren Terroranschlag aus“, sagte Trump auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem italienischen Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni in Washington. Trump sprach weiter von einem „schrecklichen Vorfall“ und fügte hinzu: „Wir müssen stark und wachsam sein.“ Gentiloni kondolierte ebenfalls.
Der Angriff überschattet den französischen Präsidentschaftswahlkampf. Die Franzosen stimmen am Sonntag über ihren neuen Staatschef ab. Staatspräsident François Hollande sagte, es spreche einiges für einen Terrorakt. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamiert die Bluttat für sich. Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt. Französische Ermittler haben drei Personen aus dem familiären Umfeld des getöteten Angreifers in Polizeigewahrsam vernommen. Das wurde der Deutschen Presse-Agentur am Freitag aus Ermittlerkreisen bestätigt.
Der 39 Jahre alte Tatverdächtige ist bereits in der Vergangenheit wegen einer Attacke auf Polizisten verurteilt worden. Er hatte im Jahr 2005 eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren wegen versuchten Totschlags erhalten, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Er hatte demnach in Seine-et-Marne bei Paris versucht, einen Polizisten, einen Polizeischüler und dessen Bruder zu töten. Es war zunächst unklar, einen wie großen Teil dieser Strafe der Verdächtige verbüßt hatte.
Die französische Polizei hatte erst am Dienstag in Marseille zwei mutmaßliche Islamisten festgenommen, in deren Wohnung ein Waffenarsenal versteckt war. Laut Anti-Terrorstaatsanwalt François Molins drohte ein Anschlag in den nächsten Tagen.
Die Sicherheitsmaßnahmen für den Wahlkampf wurden daraufhin verstärkt.
Le Pen fordert sofortige Ausweisung überwachter Ausländer
Am Donnerstagabend traten die elf Kandidaten beim Fernsehsender France 2 nacheinander zu Kurzinterviews auf. Die entscheidende Stichwahl ist für den 7. Mai geplant. Beim ersten Wahlgang wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Rechtspopulistin Marine Le Pen von der Front National mit dem Mitte-Links-Kandidaten Emmanuel Macron erwartet.
Le Pen und der konservative Kandidat François Fillon kündigten am Donnerstagabend die Annullierung ihrer geplanten Wahlkampfauftritte an. Auch Präsident François Hollande sagte einen für Freitag geplanten Besuch in der Bretagne nach Angaben seines Umfeldes ab.
Le Pen forderte nach dem Attentat, von den Geheimdiensten überwachte Ausländer sofort auszuweisen. Außerdem müssten die Grenzkontrollen wieder eingeführt werden, sagte Le Pen am Freitag. Die Forderungen sind Teil ihres Programms für die Präsidentenwahl. (dpa, Reuters, AFP)